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Artikel im Magazin

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Der perfekte Filmflug

Es war einer der eindrücklichsten Erlebnisse der gesamten Produktion, der Film- und Fotoflug über die Silvretta an diesem unbeschreiblich klaren Morgen des  6. April 2007. Zwei Tage zuvor kam im Hochgebirge nochmals ergiebiger Neuschnee und hüllte die Silvretta in ein märchenhaftes Winterkleid und liess den Ochsentaler Gletscher geradezu makellos erscheinen.

Der Schlaf war mässig bei beiden Protagonisten, dem Kameramann und dem Fotografen, denn zu aufregend war die Erwartung für den heutigen Tag. Dieser 6. April sollte der 2. Filmflug von nur insgesamt drei Flugaufnahmen werden. Bereits vor gut einer Woche, am 27. März war das Team mit Hanno Thurnher und Jens Weber mit dem Piloten Walter Rüscher zur Roten Wand im Lechquellengebirge gestartet, aber eine hartnäckige Wolke hat gute Aufnahmen verhindert. Nach kurzer Absprache wurde umgedreht und den Dreh auf den 2. April verschoben. Dann waren die Bedingungen optimal. Bereits ein grandioser Anflug bei klarster Sicht durch das Große Wasertal war mehr als vielversprechend. Nach kurzem Flug taucht sie auf, die Rote Wand: kein Wölklein vor der mächtigen, 2 km langen Felsmauer, aber noch im Schatten. Während die Maschine langsam über den Hauptgipfel fliegt, steigt am Horizont die Sonne in den Morgenhimmel, gigantisch. Der Helicopter umfliegt erst die beiden Gipfel. Dann rotiert das Team Richtung Roggelskopf, auch dort geht es um den Berg. Dann zurück zur Roten Wand. In der Zwischenzeit beleuchtet die Sonne sanft die Winterlandschaft und reflektiert ein sanftes rosa zurück. Die Rückseite taucht jetzt dominant auf, bald ist der Berg glurrot, der wie kein anderer Berg vom ganzen Land (ab einer besitmmten Höhe) durch seine Mächtigkeit gesehen wird. Jetzt geht es drei mal um den gesamten Berg. Unglaublich wie die Sonne jetzt dieses gigantische Bergmassiv beleuchtet. Thurnher hängt aus der Maschine und spürt keine Kälte mehr, nur noch Faszinaltion und Weber drückt ständig auf den Auslöser. Bereits nach 20 Minunten ist alles erledigt.
 

Aber heute sollte die Krönung folgen: Aufnahmen im Zentrum der Silvretta rund um den Piz Buin, mit 3312 m, der höchste Berg des Landes, den Ochsentaler Gletscher sowie Dreiländerspitze und Silvrettahorn. Im Drehbuch steht: Anfangsszene Teil 2 - ein gigantischer Wintertag in der Silvretta bei Sonnenaufgang. Und die Voraussetzungen waren optimal - nach den letzten Aufnahmen an der Roten Wand kam nochmal eine Wetterfront, die im Hochgebirge Schnee brachte und für den 5. war bereits eine Wetterbesserung für den Nachmittag angekündigt.
 

 

 

 

 

 

 

 

 


Für diesen 6. April ist der Sonnenaufgang auf 6:50 Uhr prognostiziert -
Um 6 Uhr treffen Hanno Thurnher und Jens Weber bei der Firma Wucher ein. Man bespricht kurz die Lage mit Pilot …. . Walter Rüscher ist leider schon anders eingesetzt. Heute wird mit Co-Pilot geflogen, da das Wucherteam danach zu einem Transportflug unterwegs ist. Nach einer Kaffeepause hebt die Maschine Richtung Silvretta ab.  Die Nervosität steigt bei Thurnher und Weber merklich an.
Um Um 6:45 setzt der Helikopter auf der Grünen Kuppe, unterhalb des Ochsentaler Gletschers auf. Der Pilot stellt die Maschine ab. Man unterhält sich. Draussen ist es muxmäuschenstill, bizarr liegt die Bergwelt vor dem Hubschrauber. Aber es ist ein unglaubliche Aufregung spürbar. Für diesen Freitag den 6. April 2007 ist der Sonnenaufgang für exakt 6:50 Uhr berechnet. Um 6:48 Uhr gibt Thurnher das Zeichen zum Start ist ganau die Zeit als ich das Zeichen zum Start gebe. Dann starten die Rotoren, Thurnher stellt seine Füsse auf die Kuffen und nimmt die Kamera auf den Oberschenkel. Gut eingepackt mit Pullovern und 2 Jacken sowie einer Ganzgesichtskappe mit Sichtschlitz, schwere Bergschuhe mit 2 Paar dicken Socken und – für Thurnher sehr ungewöhnlich, sogar Handschuhe. Nach knapp einer Minute hebt das Flugobjekt ab. Zügig zieht er hoch, dann vor Ihnen weitet sich in einem tiefen, blauen Schatten der Bruch des Ochsentaler Gletscher - faszinierend wie scharf sich die Formen abheben. Es ist ein grandioser Blick aber gleichzeitig auch ein euphemistisches Abbild des Gletschers – mit neuem Eis überzogen, keine Verschmutzung sichtbar, eingepackt im Winterkleid, grandios. Gleichzeitig kommen Thurnher dunkle Gedanken: Hier soll ein Kamerakran hin um Bilder vom Gletscher zu machen. Aber wo und wie sicher, oder besser unsicher ist das. Ein Wahnsinn so was zu machen, aber irgendwie muss es noch geschehen, aber Schluss jetzt.  Und bald ist er nur noch als Fläche mit dunklen Strichen von oben sichtbar.  jetzt ist der Blick von uns auf die Biz Buine gerichtet. Dunkel, mächtig und bedrohlich stehen sie da – langsam kommt der Hubschrauber auf Augenhöhe - jetzt muss es gleich passieren – die Spannung steigt ins Unermessliche. Der Helikopter verringert die Geschwindigkeit, plötzlich fühlt man sich irgendwie befreiter und leichter, gehoben, 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

 

 

Und dann - der Helicopter steigt über den Kamm – paff – unglaublich – das Licht, die Klarheit, die Farben - einfach überwältigend - die Sonne scheint horizontal ins Cockpit. Die Silvretta in unfassbarer Schönheit und Nähe - selbst Pilot und Copilot sind von den Verhältnissen ergriffen, obwohl sie viele Stimmungen in ihrer Tätigkeit sehen, aber das fesselt auch sie. Man weiß nicht wohin man überhaupt blicken soll, überall ein ästhetisches Faszinosum. Direkt unter dem Hubschrauber die beiden Buine, Das Sonnenlicht färbt die verschneiten Hänge langsam von blau auf rot. Drüben im Osten die Dreiländerspitze im Gegenlicht, im Westen das Silvrettahorn oben erstahlt das Gipfelkreuz im Sonnenlicht, und im Süden Verstankla und die Pyramide des Piz Linard, des mit 3411 m höchsten Berges der Silvretta, prachtvoll angeleuchtet – wie ein Festsaal – grandios.

 

Jetzt muss alles schnell gehen um das Geschehen so effizient wie möglich erfassen zu können. Drei Mal um den großen Piz Buin, lautet der Einsatzbefehl. Der Heli umkreist den Gipfel in wachsendem Abstand. Der Farbwechsel, wenn der Hubschrauber von der beleuchteten Seite auf die Schattenseite wechselt, was sich da farblich abspielt – unbeschreibbar. Und optisch, wenn er über die Achse des Kammes fliegt und Thurnher durch den Sucher blickt, einfach unbeschreiblich. Dann Flug zur Dreiländerspitze – dort reichen 2 Umrundungen. Dann senkt sich das Fluggerät um viele Hunderte Meter ab. Der nächste Einsatz hinunter zum Ochsentaler Gletscher und von dort in geringem Abstand über den Gletscherbruch. Gerade als die ersten Sonnenstahlen über die Gipfel kommen und den Bruch beleuchten, fliegt er knapp über das glitzernde, frische Eis. Jedem einzelnen im Hubschrauber bleibt der Mund offen. Man vermutet in jeder Spalte den Yeti, so surreal muten dieses Szenario an.  


Als der Helicopter das 2. Mal in geringer Höhe über den prachtvoll vom ersten Sonnenlicht beleuchteten Gletscherbruch fliegt, kommen Thurnher plötzlich wieder die dunklen Gedanken  „Mensch da müssen wir noch hin, seit 2 1/2 Jahren schiebe ich die Anfangs- und Schlussszene vor mir her. Aber das sieht ja echt gefährlich aus. Wo soll man denn hier nur einen Kran sicher landen, oder gar positionieren, Wie schnell fällt da ein Teil in eine dieser endlosen Spalten, oder einer von uns, oder alle und der Kran auf uns drauf, wie bei "Der Schatz im Silbersee". Das sieht alles so faszinierend aus, aber brandgefährlich. Aus der Entfernung habe ich die Idee gefasst, wie leicht und wie schwer es auszuführen. Ja, ich muss mir das ernsthaft für heuer vornehmen, sonst wird das nichts mehr - und schon ist der Helikopter über den Gletscher hinweg und auch die Gedanken sind weg…
Jetzt geht es zum 4. Und letzten Ziel: das Silvrettahorn. Auch dort ist eine Umrundung und ein Fliegen am Hauptkamm geplant. Nach einigen Minuten ist das erledigt und . Die Berge......

 

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