Vision - „episch muss es sein"
Es war ein großes Wort - eigentlich ein zu großes Wort - hat ihm seine innere Stimme gleich zugeflüstert, Bei der Besichtigung des Ochsentaler Gletschers im Oktober 2004 ist es ihm von den Lippen gekommen! Ausgesprochen aus sicherer Entfernung, aber mit einem Fuß auf dem Eis!
Es war treffend für seine Vorstellung von einer gelungenen Anfangsszene!
Doch bereits jeder der einzelnen Filme sollte von einem denkwürdigen Bild eröffnet werden:
Einem epischen Bild im blauen Dämmerlicht.
Im ersten Film führt eine lange Kamerafahrt knapp über dem Wasser des Bodensees auf einen Sandstrand zu, der übersät ist von viel Schwemmholz. Drei Wochen wartet das Team auf ideale Bedingungen, da neben dem leichten Wellengang und der klaren Abendstimmung auch noch eine zarte Schaumkrone auf den Wellen gewünscht ist, um die Epoche kurz nach der Eiszeit dem Zuschauer emotional näherzubringen.
Technisch realisiert mit einem 12 Meter langen Kranausleger in einer schier endlosen Einstellung, bebleitet durch den akustischen Wellengang. Eine Szene archaischer Faszination. Im Großen Walsertal ist es eine Kranfahrt über eine Schlucht vor der imposanten Kulisse des Gadentales, dem historischen Hintergrund des noch unbesiedelten, wilden, einsamen Bergtales, gerecht zu werden! Eine Zeit, lange bevor die ersten Walser das raue Gebiet besiedelten. Im Bregenzerwald soll eine Kranfahrt am Körbersee inhaltlich eintauchen in die Bronzezeit, lange bevor die ersten Siedler auftauchen. Und schließlich eine Kranfahrt vor der Burgruine Jagdberg im Walgau, um die Zeit des ausgehenden Mittelalters emotional darzustellen. Diese ästhetischen Wünsche erforderten einen großen Arbeitsaufwand mit viel Kraftanstrengung, aber auch einen gewaltigen Zeitaufwand. Man nahm beides in Kauf, um sich von anderen Produktionen abzuheben.
Aber bei der Ouvertüre des Filmes über das Montafon und die Szene im Ochsentaler Gletscher war es mehr, viel mehr! Eine unendliche Steigerung des Aufwandes in Sachen Kosten, Zeitaufwand, Risiko - von unvorhergesehenen Pannen, oder gar des Unfalles und nicht zuletzt auch von Abhängigkeiten in Form von Genehmigungen und Transport. Und natürlich auch vom Anspruch des künstlerischen Bildes selbst: Eine langsame Kranfahrt über den in arktischer Kälte erstarrten Gletscher, im ersten zarten Dämmerlicht! Ein Bild, das man noch nicht gesehen hatte in Vorarlberg, war die Vorstellung des Regisseurs. Aber ein Bild auch von Selbstüberschätzung getrieben! Lange trug Thurnher diese größenwahnsinnige Idee vor sich her. Es waren immer wieder schlaflose Nächte, die ihn heimsuchten, ob dieses eine Bild überhaupt zu realisieren sei mit den zur Verfügung stehenden Mitteln. Bevor sich das Zeitfenster des nahenden Wintereinbruches und der Finanzierbarkeit schloss, wurde Mitte September 2007 gehandelt...