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Sanfte Fahrten...

Was heute einfach mit einer kleinen Drohne gedreht werden kann, war vor knapp 20 Jahren in dieser Form nur mit einer gut geplanten Ballonfahrt, oder mit genehmigungspflichtigen und sehr teuren Helikopteraufnahmen mit Spezialausrüstung zu bewerkstelligen. Aus Kostengründen und wegen der langen Vorlaufzeiten war der Hubschrauber schnell aus dem Rennen und nur für das Hochgebirge (ohne Spezialausrüstung) vorgesehen, dort wo Ballonaufnahmen nicht realisierbar waren.

Bereits 2001 hatte das Filmteam mit dem Ballonfahrer Oskar Radl (1945-2023) eine Ballonfahrt unternommen, um ruhige Landschaftsbilder aus der Luft zu machen. Vorgesehen waren die Aufnahmen für den Film “dornbirnerLand”.  Eine Idee, die ihr Ziel nicht verfehlen sollte, denn das Ergebnis war äußerst positiv und wurde 3 Jahre später im Bregenzerwald mit einem Bekannten von Alfons Silgener, dem erfahrenen und international aktiven Ballonfahrer Otmar Pircher wiederholt. Warum sollte das nicht auch mit HD-Technik möglich sein? Zwei Dinge hatte Thurnher aber aus den vorangegangenen Ballonfahrten gelernt: Das Kamerastativ muss vor der Fahrt extrem straff an den Korb gezurrt werden, um zusätzlich auch 90 Grad Bilder nach unten machen zu können und um die Bilder ruhig halten zu können! Sowie ein absolutes Bewegungsverbot, während die Kamera läuft. Ja, manchmal musste man auch die Luft anhalten, um den Wünschen des Chefs zu entsprechen. Das hieß, keine Personen ohne Funktion mehr mitnehmen und das Team auf das Nötigste zu reduzieren.

 

Dornbirner Ache und Lauteracher Ried

So startet das Team mit dem Ballonfahrer Otmar Pircher am 5. Mai 2006 am Unterlauf der Dornbirner Ach in der Nähe der A14 bei Dornbirn Nord zur ersten HD-Tour. Ziel der Fahrt ist die Dornbirner Ache mit seinen Mäandern, eine Naturschlamperei, wie Gerhard Polt es einmal in einer Satiresendung über den Rhein-Main-Donaukanal formulierte. Wunderbare Bilder entstehen über das seltene Flussregime. Danach geht es an der begradigten Ache entlang bis zur Senderbrücke und weiter Richtung Hard. Durch geschicktes Navigieren gelingt es Pircher im geplanten Gebiet zu bleiben und sogar nach Lauterach zu gelangen und es entstehen eine Menge gar nicht eingeplanten, aber sehr willkommenen Aufnahmen über das Lauteracher Ried bis nach ca. 60 Minuten in der Nähe des Nachtlokals Sender in Lustenau wieder auf festem Boden aufgesetzt wird. Aber erst beim 2. Mal glückt das Landemanöver. Beim ersten Anlauf treibt der Ballon in einen Graben und schlägt unsanft auf und wird gleich wieder in die Höhe katapultiert. Eine äußert unangenehme Erfahrung für Thurnher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Rheinmündung und Bodensee

Nach einer langen Regenphase und weit unterdurchschnittlichen Temperaturen ist am 8. Juni 2006 die Rheinmündung im Fokus. Ziel der Aufnahmen sind Schleienlöcher, Fußacher Bucht, die sogenannte Lagune und die Mündung des Alpenrheins, sowie, abschließend Bilder vom Bodensee. Gestartet wird oberhalb der Schleienlöcher. Nach dem Abheben bei grandioser Sicht um 7 Uhr, fährt der Ballon wie geplant über das Rheinvorland und das Mittelgerinne Richtung Fussacher Bucht, dann gleitet das Team über die Lagune in nordwestlicher Richtung zur Rheinmündung. Erstmals nach Jahren unzähliger Drehs sieht Thurnher das Gebiet von oben und ist tief beeindruckt. „Was für ein Zauber, unglaublich“, sein Kommentar! Durch die lange Niederschlag- und Kältephase ist die Sicht glasklar. Unten im Rhein hört man den Kiesbagger bei der Arbeit und die Schubschiffe, die sich rheinaufwärts kämpfen, wirken wie kleine Spielzeuge. Am Ende geht die Fahrt über die weit in den Bodensee vorgestreckte Mündung und den Rheinbrech, dort wo das kalte, sedimentierte Wasser des Rheins auf das klare, wärmere Wasser des Bodensees (gut sichtbar) trifft. Danach gleitet der Ballon ruhig über den Bodensee Richtung deutsches Ufer. Gelandet wurde schließlich nach längerer Suche in einer Obstplantage in der Nähe von Lindau.

 

Götzis - Ebnit - Schwarzenberg

Zu Beginn des Sommer 2006 folgt die größte Heraufforderung. Geplant ist eine Ballonaufnahme entlang und quer über die Helvetische Gebirgszone. Verständlich gesprochen - eine Überquerung der Bergwelt von Götzis in den Bregenzerwald. Nach Absprache mit Otmar Pircher wird Koblach-Herrschaftswiesen ausgewählt. Bei einem Bauernhof nahe der Autobahn startet das Team. Der Ballon muss schnell in die Höhe gebracht werden, damit er aus der südlichen Strömung, die den Ballon nach Norden treibt, in eine Westströmung gebracht werden, die in höheren Luftschichten im Allgemeinen aktiv ist. Schnell geht der Ballon in die Höhe, aber auch zügig treibt der Ballon nach Norden ab, aber nach kurzer Zeit, auf Höhe der Neuburg, beginnen die Luftzufuhr aus dem Westen aktiv zu werden und es ändert sich - wie geplant - die Fahrtrichtung nach Osten. Ruhig geht es über St. Arbogast Richtung Meschach und dann über Millrütte weiter Richtung Ebnit. Das Morgenlicht fällt sanft auf die bewaldeten Hügel des aufsteigenden Gebirges. Bei Pfarrers Älpele überquert der Ballon die offenen Alpflächen Richtung Ebnit. Leise geht es über den Kamm und alle sind ergriffen von der Landschaft und der perfekt geplanten Fahrt. Besonders beeindruckend, plötzlich hört man andere Geräusch unten. Ebnit wird überquert, dann ein Blick in die Schluchtenwelt hinter Dornbirn – besser könnte es bildlich nicht laufen, meint Thurnher. Danach zeigt sich die faszinierende Landschaft bei der Weissfluhalpe. Es sind teilweise dieselben Bilder, die man schon 2001 eingefangen hat, nur diesmal mit HD-Technik. Dann noch Bilder vom Klausberg und weiter geht es über den Ortskern von Schwarzenberg, bis man ganz in der Nähe des Hauptplatzes landet. Eine Volksschulklasse ist begeistert beim Zusammenfalten des Ballons aktiv. Die Kinderschar genießt die Abwechslung kurz vor den Sommerferien.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bregenzerachschlucht

Im Oktober steht die Bregenzerachschlucht im Fokus. Das Team wird begleitet durch den internationalen Fotograf Andreas Riedmiller, der gerade für ein neues Merian Heft über Vorarlberg im Lande tätig ist und den Thurnher und Bertschler auf der Bielerhöhe kennengelernt haben. Gestartet wird in der Nähe des Rotachtunnels, aber auf Alberschwender Grund. Dann geht es entlang der Ache bis nach Kennelbach. Gelandet wird in Lauterach, bei bereits einsetzendem Föhn. Eine Herausforderung für den Piloten. Danach entsteht der unbedingte Wille, auch immer einen Fotografen dabeizuhaben. Jens Weber wird die Aufgabe übernehmen.
 

Im Oktober steht die Bregenzerachschlucht im Fokus. Das Team wird begleitet durch den internationalen Fotograf Andreas Riedmiller, der gerade für ein neues Merian Heft über Vorarlberg im Lande tätig ist und den Thurnher und Bertschler auf der Bielerhöhe kennengelernt haben. Gestartet wird in der Nähe des Rotachtunnels, aber auf Alberschwender Grund. Dann geht es entlang der Ache bis nach Kennelbach. Gelandet wird in Lauterach, bei bereits einsetzendem Föhn. Eine Herausforderung für den Piloten. Danach entsteht der unbedingte Wille, auch immer einen Fotografen dabeizuhaben. Jens Weber wird die Aufgabe übernehmen.

Feldkirch-Bangs nach Lustenau

Für den 24. Mai 2007 ist die nächste Ballonfahrt angesagt. Es herrscht ruhiges Frühsommerwetter, optimale Voraussetzungen. Othmar Pircher hat seinen Bruder Roland dabei, der die Ballonfahrt wieder auf der Straße begleiten wird. Die Fahrt geht nach Bangs, westlich von Feldkirch. Der Start erfolgt südlich des Naturschutzgebietes Matschels. Ziel ist die Überquerung des gleichnamigen Naturschutzgebietes, gelegen zwischen Alpenrhein und Ill, in nördlicher Richtung. In der Früh herrscht eine typische Südströmung zum Bodensee, während der Wind am Nachmittag in die andere Richtung dreht. Nach den Ballonvorbereitungen ist auch Thurnher und Weber um 6:50 Uhr startklar. Das Stativ ist festgezurrt, die Kamera eingeklickt. Jens Weber hält den Fotoapparat bereit. Es kann losgehen! Othmar Pircher lässt heiße Luft in den bereits gefüllten Ballon einströmen und schnell hebt er ab und schon geht die Fahrt dahin. Nach kurzer Zeit setzt er das Einströmen ab und es wird leise. Sanft treibt der Ballon nach Norden. Erst über ein kurzes Waldstück, dann taucht das Unterried auf. Unten schimmert ein Blau zwischen den grünen Wiesen herauf, es sind die geschützten Streuwiesen der Sibirischen Schwertlilien, die hier im Mai tausendfach zur Blüte gelangen und die Felder violett erblühen lassen. Faszinierend gleitet das Teil über die Wiesen und Wälder am westlichsten Zipfel Österreichs. Es hat etwas Kontemplatives, wenn der Ballon langsam über die Wald- und Wiesenflächen von Matschels ziehen. Hinten sieht man schemenhaft den Rhein. Unten springen Rehe vor dem Schatten des Ballons in den nahen Wald. Dann öffnet sich die Parklandschaft von Matschels, eine einsame Hütte erinnert an das Dorf Maschels, das hier über Jahrhunderte stand und nach dem Jahrtausendhochwasser von 1817 abgesiedelt wurde. Bald gleitet der Ballon über die Ill. Danach treibt Pircher ihn zügig in die Höhe und es eröffnet sich dem Team die Mündung der Ill in den Alpenrhein, während nach Süden das überquerte Gebiet in seiner gesamten Größe immer sichtbarer wird. Ergriffen schauen die drei auf dieses größte Stück unbewohntes Rheintal.

 

 

 

 

 

Danach gleitet der Heißluftballon, wie mit dem Lineal gezogen und einer Geschwindigkeit von 15-17 Kilometer die Stunde nach Norden. Überquert den gesamten Alpenrhein und kommt auf Schweizer Staatsgebiet. Über streng angeordnete Wiesen und Äcker trägt der Wind den Ballon weiter Richtung Bodensee. Othmar Pircher lässt ihn jetzt stärker aufsteigen, um in Westströmung zu kommen und bald geht es in nordöstlicher Richtung weiter. Bewusst auf das Gebiet zusteuernd, wo der Diepoldsauer Durchstich beginnt, dort wo 1923 dem Alpenrhein ein neues Flussbett verordnet wurde, um schneller abfließen zu können. Der alte Rheinlauf wurde zum Stillgewässer und später zum Naherholungsgebiet. Es wird spannend! Dann überquert der Ballon erst den Alpenrhein, um dann in Längsrichtung über den Alten Rhein zu fahren. Thurnher hat die Kamera nach den ersten Bildern jetzt 90 Grad nach unten eingerichtet. Die Drei stauen über die Schönheit der Landschaft, die sich von oben eröffnet. Die Insel im Alten Rhein streift vorbei, was für eine außergewöhnliche Sicht auf das Naturjuwel. Die Wolken spiegeln sich majestätisch im dunklen Blau des Wassers. Die Bäume auf der Insel zaubern ein helles Grün in das Gesamtbild. Getrübt wird das faszinierende Schauspiel nur vom stoischen Lärm auf der N13 zur Linken und der A14 zur Rechten. Der Berufsverkehr hat eingesetzt. Würde man die Ballonfahrt am Sonntag unternehmen, könnte man sicher der Natur lauschen, heute ist kein Quaken und kein Gezwitscher zu hören, selbst die unten durchfliegenden Lachmöwen sind kaum zu vernehmen. Durch geschickte Navigation von Pircher wechselt der Ballon wieder auf Schweizer Seite. Dann erreichen die drei Widnau und bald danach geht es direkt hinter der Wiesenrainbrücke über den Alpenrhein nach Lustenau, der Heimatgemeinde von Jens Weber, der erstmals aus einem Ballon auf seine Gemeinde blickt und noch ein paar beeindruckende Bilder macht. Thurnher: „Mensch Jens, schau das Reichshofstadion“ „Lass mich ja mit diesem Narrenhaus in Frieden”, die Antwort des Fussballhassers, der gleich nebenan wohnt. Thurnher muss lachen. Othmar Pircher hat im Süden der Ortschaft eine gute Landemöglichkeit gefunden. Was für ein tolles Erlebnis, nach einer Stunde Fahrt in der milden Morgensonne über dem Rheintal.

Wenn eine Sache der Gesamtproduktion als absolut perfekt bezeichnet werden kann und weit die Erwartungen übertroffen hat, dann die 6 Ballonfahrten, die zwischen Mai 2006 und November 2007 mit dem erfahrenen Ballonfahrer Othmar Pircher unternommen wurden. Sie sind ein besonderes Erlebnis und eine willkommene Abwechslung im sonst so schweißtreibenden Kampf auf der Suche nach den gewünschten Bildern. Nur ein kleiner Wermutstropfen blieb immer: Nach der Erfahrung mit dem Riedgraben bei der ersten Ballonfahrt im Hinterkopf von Thurnher, wie hart wird die Landung und das bereits lange bevor Otmar Pircher den Ballon dann meist schonend zur sicheren Landung bringt.


 

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