Das Gesamtprojekt
Versuch einer Beschreibung
Das Fanal (2000)
Es beginnt am 10. Mai 2000 eher zufällig. Hanno Thurnher dreht mit seinem Team einen Imagefilm für die Zumtobel Holding zum 50-jährigen Bestehen der Firma. Er hat fast völlig freie Hand von dem zuständigen Verantwortlichen erhalten. Neben Aufnahmen von Imageprojekten quer durch Europa soll auch Dornbirn und die Umgebung einen Anteil im Film erhalten. Ausgerechnet die aufwendigst produzierten Bilder in der Rappenlochschlucht fallen bei der ersten Präsentation durch.. Die Aufnahmen im Archiv verschwinden zu lassen ist schwer zu akzeptieren, da entsteht die Idee einen Film über die Natur der ganzen Gemeinde zu machen..
Filmprojekt “dornbirner Land” (2001)
Es entsteht die Idee einen Film über das Dornbirner Hinterland zu machen. Das Projekt startet im Frühjahr 2001. Hauptakteure sind Hanno Thurnher und Jens Weber. Doch bald stellt sich heraus, dass für Bergtouren und Übernachtungen im Freien Natur Jens Weber (*1976) nicht der Richtige ist. Nach dem "Chaos auf Süns", entschließt sich Thurnher einen „Bergler“ für solche Heraus-forderungen zu suchen. Mike Bertschler (*1961), wetterfest, berggängig, organisiert, motiviert, aber auch streitbar, tritt in die Fußtapfen von Jens Weber. Weber ist nicht unglücklich, steht für technische Einsätze und schwere Aufbauten aber weiter zur Verfügung. Gut ein Jahr später, nach intensiver Arbeit, wird das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Nach der Präsentation des Filmes vor großem Publikum und großen Nachfrage, entschließt sich Thurnher das Projekt auf das ganze Land Vorarlberg auszudehnen.
V-Edition entsteht (2002)
Die großen Regionen des Landes im Stile von ORF-Universum-Dokumentationen im Wandel der Jahreszeiten festzuhalten, ist das anspruchsvolle Ziel! Die Dreharbeiten für das Projekt v-Edition beginnen bereits im September 2002 im Rheindelta. Im Oktober desselben Jahres folgen parallel Aufnahmen im Großen Walsertal. Diese zwei so unterschiedlichen Gebiete lassen sich ideal verbinden. Während im Rheindelta die wichtigste Produktionsphase von April bis Anfang Juni über die Bühne geht, sind im Großen Walsertal die Sommermonate Juni, Juli und August von großer Bedeutung. Es wird aber auch an beiden Standorten gleichzeig gearbeitet: Während das Team an manchen Tagen bereits früh morgens im Walsertal unterwegs, sieht man sie nicht selten am selben Abend noch Stimmungsbilder am Bodensee drehen.
Einsatz mit Remotechnik (2003)
Im Jänner 2003 investiert Thurnher in robuste, hochwertige Remotetechnik um die Kamera auch aus der Ferne steuern zu können,. Technik die sich sowohl auf Kamerakränen, als auch eigenständig verwenden lässt. Thurnher hat hohe Erwartung in die Technik, besonders bei Tieraufnahmen, glaubt er die Welt neu erfinden zu können. Doch schon im Sommer 2003 wird das Neue „ausgemustert“, da der Aufwand zu groß und das Resultat zu unergiebig ist! Bei den Tieraufnahmen spielen zusätzlich die „Vieher“ nicht mit! Im Endeffekt sind es Kälte und Hitze, die zwar der Technik nichts anhaben können, aber bei Thurnher die Sicherungen durchbrennen lassen und bei Weber die Nerven durch die “Nero-Befehle” Thurnhers arg strapaziernen. Nachdem die Technik in erster Linie für die Vermietung und Auftragsproduktionen vorgesehen ist, bleibt der Schaden geschätzt.
Männer domniniert
Im Juli 2003 wird das sehr männerdominierte Team für 3 Jahre - zumindest im Sommer - weiblicher. Die Schülerin Kathi Nagel, *1986 (Katharina Jena) begleitet in den Sommermonaten die Mannschaft und bewährt sich als sehr tüchtig bei der Arbeit als auch äußerst kollegial. Zu dieser Zeit beginnt Thurnher während des Tages die Assistenten zu wechseln, um die Tage noch intensiver nutzen zu können und um das selbst auferlegte Pensum überhaupt bewältigen zu können. Anfang Oktober 2003 wechselt die Crew in den Bregenzerwald. Es wird intensiv gearbeitet, auch unter Mithilfe von Einheimischen und ab Frühling 2004 wird auch hier parallel produziert, denn der hintere Bregenzerwald lässt sich ideal mit der Region Arlberg und dem Klostertal verbinden. In dieser Zeit beginnt auch die alpine Herausforderung: Erst mit erfahrenen Bergführern aus dem Bregenzerwald und dann in Eigenregie. Immer weiter stoßen Bertschler und Thurnher in die Bergwelt vor. Nach den Abschlußarbeiten wechselt die Mannschaft in die herausfordernste Region des Landes: in das Montafon.
Erste Zweifel am Projekt
Während auch hier parallel die Arbeiten im Klostertal und am Arlberg weitergehen, stellt sich bald heraus, dass das Montafon mit seinen drei Hochgebirgszügen Verwall, Rätikon und Silvretta durch seine Weitläufigkeit, aber besonders durch den hochalpinen Charakter, ganz andere Anforderungen an das Filmteam stellt, wie das bereits Absolvierte. Gleichzeit stellt sich Thurnher die Frage, ob diese Anstrengungen mit der herkömmlichen Technik befriedigt werden können, oder ob man nicht auf zukünftige Technik setzen soll, obwohl die hochauflösende Technik noch keinerlei Bedeutung bei der breiten Öffentlichkeit hat. Denn und selbst in Fachkreisen ist die Technik kaum Thema. Hanno Thurnher testet mit Jens Weber eine bereits bewährte HD-System. Die beiden sind schwer begeistert. Der frühestmögliche Liefertermin: Herbst 2005. Thurnher schiebt die Bestellung erst noch hinaus. Gleichzeitig kommt es im Sommer 2005 zwischen Hanno Thurnher und Mike Bertschler immer mehr zu ernsten Konflikten über den intensiven Arbeits-einsatz, denn sie müssen, nachdem Kathi Nagel ab dem 18. August nicht mehr zur Verfügung steht, zu zweit arbeiten.. Ende August 2005 eskaliert die Situation dann völlig!
Nachdenkpause
350.000 Euro sind bereits in das Projekt geflossen und ein Ende ist nicht absehbar Es tritt eine Nachdenkpause ein: Getragen von der Situation, dass von den Verantwortlichen der Regionen kein großes Interesse an dem Projekt besteht, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Sache aufzugeben oder nochmals durchzustarten.. Thurnher entschließt sich für die Flucht nach Vorne: Für die Investition in die neue HD-Technik, mit dem Dilema, viele aufwendige Drehs noch einmal machen zu müssen. Gleichzeitig entschliesst er sich, die Filme nicht nach Regionen zu gestalten, sondern nur dem Lauf der Jahreszeiten zu folgen und sich mehr auf ökologische Schwer-punkte zu konzentrieren. Durch eigene Erfahrungen, aber auch durch Gespräche mit fundierten Kennern in Sachen Natur, im wissenschaftlichen, aber auch im ehrenamtlichen Bereich, wird Thurnher immer mehr vor Augen geführt, wie im Land Vorarlberg mit dieser umgegangen wird. Die Unterordnung von ökologischer Interessen gegenüber wirtschaftlichen ist allgegenwärtig. Das Drehbuch wird “grüner”!
„Cinedoku Vorarlberg” entsteht
Eine 2-teilige, (heute 4-teilige) Dokumentation in der neuen HD-Qualität. Nach mehreren aufwenigen Drehs mit Jens Weber und viel technischem Aufwand und körperlicher Verausgabung im Montafon und an der Arlbergbahnstrecke beginnen im Dezember 2005 Thurnher und Bertschler wieder ihre Zusammenarbeit mit großem Einsatz im winterlichen Vorarlberg. Dieser ausserordentliche Winter bietet alles um die Wünsche im Drehbuch erfüllen zu können. Aber die Anstrengungen sind enorm und der Friede währt nicht lange, da geraten sich die beiden Streithähne im Frühjahr 2006 in den Schwertlilienfelder von Matschels erneut und noch intensiver in die Haare und es kommt zu einer 8-monatigen Funkstille. Trotz dieser tiefgreifenden, ständigen Konflikte sind die beiden aber über die Jahre enorm an dem Projekt gewachsen, sowohl filmisch, bergsteigerisch, als auch mit dem Umgang mit der Natur. Im zwischenmenschlichen fallen die beide leider immer in ihre alten Muster zurück und gelten bis heute als nicht terapierbar. Was zu Beginn kaum möglich erschien, wird bald ohne größere Schwierig-keiten gemeistert. Aber die so intensive, Zusammenarbeit und obsessive Herangehensweise hat Opfer gefordert!
Neues Team
Thurnher ist gezwungen sich einen neue “Kampfgefährten” zu suchen und findet sie in dem Musiker und ehemaligen Greenpeace-Projektleiter und Aktivisten Harald Kräuter (*1971). Die beiden beginnen die Zusammenarbeit gleich mit hochalpinen Touren im Lechquellengebirge und im Rätikon. Es sind mehr als abenteuerliche Einsätze. Kurz danach hat sich auch der Schüler Peter Mathis (*1989) als Ferialer angekündigt. Am 24. Juli 2006 starten die drei zur ersten gemeinsamen Tour auf den Hohen Ifen. Es ist die ideale Konstellation für das Hochgebirge, denn Peter Mathis bringt trotz seines jungen Alters bereits viel hochalpine Bergerfahrung mit. Kräuter und Mathis verstehn sich auf Anieb. Über den Sommer werden viele Touren unternommen unter anderem auch eine Gletschertour in der Silvretta..
Kostenexplosion (2006)
Im Jahre 2006 beginnt die Zinszahlung immer mehr zum zusätzlichen Kostenfaktor für das Projekt zu werden. Erstens durch die Zinsentwicklung am europäischen Markt. Aber auch durch die vermehrten Schulden durch die Investitionen in die HD Technik. Doch Thurnher stürzt sich in die Arbeit und verschliesst die Augen vor dem aufkommenden Desaster. Im letzten Jahre 2008 wird die Zinsbelastung sogar höher sein als die laufenden Produktionskosten.
Das "Mamutjahr" 2007
Das Jahr 2007 wird zur größten Herausforderung und für Hanno Thurnher das arbeitsintensivste Jahr überhaupt. Es ist aber auch das teuerste Produktionsjahr mit seinen vielen unterschiedlichen Einsätzen, wie Ballonfahrten, Flugaufnahmen, Transportflügen, viele Mehrtagstouren zu dritt, aufwendigen Kranaufbauten und und einiges mehr. Thurnher arbeitet an manchen Tagen im 2 Schichtbetrieb, wechselt die Leute während des Tages, um das ganze Pensum überhaupt bewältigen zu können. Hochtour auf Hochtour bestimmen den Sommer und fordern das Team auf das Äusserte. Bis man sich Anfang September zum risikoreichsten und teuersten Einsatz entschließt – den großen Kamerakran bald in den Ochsentaler Gletscher fliegen zu lassen. Nach Erkunden des Geländes, 2 Wochen zuvor, wird es ein erfolgreicher Dreh, mit viel Glück und mit viel Mithilfe des Piloten Walter Rüscher der mit un-glaublichen Durchhaltewillen den Dreh rettet! Mitte Oktober sind die Kassen leer und der Konflikt mit Bertschler geradezu obligatorisch.
Extremer Sparkurs (2008) Das Jahr 2008 wird zur sparsamsten Epoche des Projektes und es gehört vom intensiven körperlichen Einsatz eindeutig Peter Mathis. Der 19-jährige führt Thurnher tief in die Silvretta hinein, aber auch zur Wirmsul auf der Nordseite der Kanisfluh. Die Bergtour auf die Drei Schwestern wird noch zu dritt mit Mike Bertschler absolviert, sonst geht es nur noch zu zweit in die Berge um das Projekt zu Ende zu führen. Sie wiederholen auch zu zweit den Krandreh auf dem Diedamskopf aus dem Jahr 2004 mit HD-Technik, aber nur mit einem Kran. Ende September die letzte Tour: Es wird die Allegorie auf die über 7 jährige Zusammenarbeit von Thurnher und Bertschler
Das Produkt
2010 erscheint der erste Teil der Naturdokumentation, ein Jahr später eine Gesamtbox mit 4 Teilen und einer Gesamtlaufzeit von 245 min auf DVD.. Das Produkt ist ein Mix aus SD und HD Aufnahmen aus den Jahren 2001-2008 Die Box wird ergänzt durch ein Magazin mit 200 Seiten. 2015 überarbeitet Thurnher in 2 Monaten das Projekt komplett neu nach der CINEDOKU VORARLBERG Drehbuchvorlage aus dem Jahre 2006 mit Addaptionen und lässt sie aber aus finanziellen Schwierigkeiten bis 2022 im Archiv. 2023 entschliesst er sich das Gesamtprojekt im Jahre 2024 neu aufzulegen. Er erarbeitet (mit langen Pausen) in mehreren Jahren das Making-of Magazin.