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Das Gesamtprojekt
Versuch einer Beschreibung

Der Beginn des Projektes kann durchaus als zufällig bezeichnet werden:

Im Mai 2000 dreht Hanno Thurnher mit seinem Team für den Dornbirner Lichtkonzern Zumtobel aufwändige Aufnahmen in der Rappenlochschlucht hinter Dornbirn. Ausgerechnet diese Aufnahmen fallen bei der Präsentation durch und es werden andere Bilder über Dornbirn aus der Produktion verwendet . Zu groß war der Aufwand um die Aufnahmen im Archiv verschwinden zu lassen und es entsteht die Idee einen Film über das Dornbirner Hinterland, aber auch über das Dornbirner Ried zu drehen. Im Frühling 2001 wird mit der Produktion begonnen und gut ein Jahr später, nach intensiver Einsätzen, abgeschlossen. Nach der Präsentation des Projektes unter dem Titel "dornbirnerLand" und der großen Nachfrage nach dem Film, entschließt sich Thurnher im September 2002 das Projekt auf das ganze Land auszudehnen. Die großen Regionen des Landes im Stile von ORF-Universum-Dokumentationen festzuhalten, ist das anspruchsvolle Ziel!

Die Dreharbeiten für das Projekt "V-Edition" beginnen im September 2002 im Rheindelta. Im Oktober des selben Jahres folgen parallel Aufnahmen im Großen Walsertal.  Diese zwei unterschiedlichen Gebiete lassen sich ideal verbinden. Während im Rheindelta die wichtige Produktionsphase von April bis Juni stattfindet, sind im Großen Walsertal die Sommermonate Juli und August von großer Bedeutung.  Das Team ist an manchen Tagen bereits  früh morgens im Walsertal unterwegs, während am Abend noch Stimmungsbilder am Bodensee gedreht werden. Zu dieser Zeit beginnt Thurnher während des Tages die Assistenten zu wechseln, um die Tage besser nutzen zu können. Zusätzlich kommt dem Team der Jahrhundertsommer 2003 entgegen. Besonders am Bodensee entstehen durch die lange Phase mit Hochdruckwetter einzigartige Stimmungsbilder. Aber auch schweren Unwetter werden genutzt um das Drehbuch mit neuen Geschichten zu ergänzen. Nachdem Ende Juli 2003 die Aufnahmen im Rheindelta und Mitte Oktober die Bilder im Großen Walsertal abgedreht sind, wechselt die Crew in den Bregenzerwald. Ab Frühling 2004 wird auch hier parallel gearbeitet, denn der hintere Bregenzerwald lässt sich ideal mit der Region Arlberg und Klostertal verbinden.

Kathi Nagel und Jens Weber vor der Kulisse des Lechquellengebirges beim Aufbau des Phoenix-Kamerakranes im Remotebetrieb
Mike Bertschler im Ochsentaler Gletscher (Oktober 2004)

Nach den Abschlußarbeiten im Bregenzerwald wechselt die Mannschaft in die herausfordernste Region des Landes: in das Montafon. Doch bald stellt es sich heraus, dass dieses Gebiet durch seine Größe, aber besonders durch den hochalpinen Charakter ganz andere Anforderungen an das Filmteam stellt. Immer wieder kommt es zwischen Hanno Thurnher und Mike Bertschler zu ernsten Konflikten über den Arbeitseinsatz. Während Thurnher aus Einsparungsgründen auf das Zweierteam setzt, fordert Mike Bertschler einen Assistenten, denn Kathi Nagel stand ihnen nur bis Mitte August zur Verfügung. Ende August 2005 eskaliert die Situation: Nachdem sie zwei Tage davor eine anstregende, fordernde Hochtour durch die Silvretta unternommen hatten und völlig entkräftet zurückgekommen sind, sollte am 31. August bereits die nächste “Horrortour” angetreten werden. Doch während der Fahrt von Dornbirn auf die Bielerhöhe geraten sich die beiden dermaßen in die Haare, dass kurz vor St. Gallenkirch umgedreht wird. Stumm fahren sie zurück und sehen sich fünf Monate nicht mehr. Es tritt eine Nachdenkpause ein. Getragen von der Situation, dass von den Verantwortlichen der Regionen kein großes Interesse an dem Projekt besteht, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Sache aufzugeben oder nochmals durchzustarten. Glechzeitig stellt sich für Thurnher die Frage, ob es Sinn macht, mit der „nur” fernsehtauglichen SD-Technik diese Kraftanstrengung auf sich zu nehmen, um dann vielleicht zwei Jahre später von einem (vermuteten) HD-Projekt überholt, oder treffender - überrollt - zu werden. Dies war für Thurnher damals die schlimmste Vorstellung, die dann 2008 auch eintreten soll.

Thurnher entschließt sich für die Investition in die neue HD-Technik, viele aufwendige Drehs mit Kamerakran und lange Touren noch einmal zu machen und die Filme nicht nach Regionen, sondern nur dem Lauf der Jahreszeiten folgend, zu gestalten. Gleichzeitig vom Schwerpunkt Region auf das Ökologische und seltene Lebensräume hin zu fokusieren. Thurnher beginnt die Technik zu testen und schreibt ein neues Konzept. Es entsteht die “Cinedoku Vorarlberg”, eine 2-teilige Dokumentation, gedreht vollständig in neuer HD-Qualität, später dann auf 4 Teile ausgeweitet. Das Gesamtprodukt soll neben den Filmen auch ein Begleitmagazin mit Wanderkarte enthalten. Nach mehreren Probedrehs im Herbst 2005, beginnen Thurnher und Bertschler im Winter 2006 mit großem Einsatz und anstrengenden Touren am Arlberg und in der Silvretta. Doch der Friede währt nicht lange, da geraten sich die beiden Streithähne im Frühjahr wieder in die Haare und es kommt vor der Kulisse der tausenden Schwertlilien in Bangs-Matschels zum Streit, der selbst den Wachtelkönig verstummen lässt. Thurnher sucht danach intensiv nach einem adäquaten Assistenten und findet ihn in dem Musiker und ehemaligen Greenpeace-Projektleiter und Aktivisten Harald Kräuter. Die beiden beginnen die Zusammenarbeit gleich mit hochalpinen Touren im Lechquellen-gebirge und im Rätikon. Gleichzeitig hat sich auch der Schüler Peter Mathis als Ferialer angekündigt. Am 24. Juli 2006 starten die drei zur ersten gemeinsamen Tour auf den Hohen Ifen. Es ist die ideale Konstellation für das Hochgebirge, denn Peter Mathis bringt trotz seines noch jungen Alters bereits viel hochalpine Bergerfahrung mit. Über den Sommer werden viele Drehs und Touren unternommen.

Hanno Thurnher mit der neuen HD-Kamera auf der Bielerhöhe (Oktober 2005)
Harry Kräuter und Peter Mathis im Ochsentaler Gletscher (September 2006)

Das Jahr 2007 entwickelt sich zum intensivsten und kostspieligsten Jahr der Produktion. Im Frühjahr wird mit mehreren, spekatulären Ballonaufnahmen im Rheintal gestartet und über den Sommer werden unzählige Hochtouren unternommen. Am Ende des Sommers stehen noch  zwei kostspielige Krantransporte ins Hochgebirge mit Helikopter auf dem Programm. Am Ende des Jahres ist ein Großteil der geplanten Aufnahmen abgedreht und die Kassen sind so gut wie leer. Im Jahre 2008 beginnt das letzte Aufbäumen: Im Sommer werden noch mehrere Touren unternommen, die meisten werden zu zweit absolviert, die alle Beteiligen an die körperlichen Grenzen bringen. Ende August 2008 wird das Filmprojekt zum x-ten Mal im Landhaus in Bregenz präsentiert um eine fianzielle Beteiligung des Landes zu erreichen. Keine Ergebnisse trotz Unterstützung auf breiter Ebene.. Bis zu diesem Auftritt am 26. September 2008 waren Absagen immer auch Motivation. Aber diesmal ist die Luft raus! Thurnher will nicht mehr weitermachen. Nur die schon organisierten Drehs sollen noch abgewickelt.


Die Aufnahmen enden mit dem Dreh im Klostertaler Gletscher in der Silvretta mit dem "Miniteam" Thurnher und Bertschler Ende September 2008. Das Ziel zu weit, die Ausrüstung zu schwer, der Berg zu hoch und die Gefahren zu unabsehbar. Der letzte Dreh wirkt wie eine Metapher auf das Gesamtprojekt. Durch viel Glück passiert nichts. Ein deutscher Beobacher bezeichnete die Sache mal so: "Mensch, das war ja alles auf Kante genäht!"

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