top of page
1007-A80301-753-4112.jpg

dornbirnerLand

Dezember 2000 - Mai 2002

Dreh in der "alten" Rappenlochschlucht

Es ist selten, dass Erdgeschichte sich im Zeitraum eines Filmprojektes entscheidend verändert. Bei diesem Projekt war es so, denn genau 11 Jahre nach dem ersten Dreh und noch vor der Präsentation als 4-teiliges Verkaufsprodukt in der DVD-Variante (Dez. 2011), stürzt die Rappenloch-schlucht am 10. Mai 2011 in sich zusammen.

0105-AT80301-999-9222.jpg

Filmprojekt "dornbirnerLand"

Im Frühling 2001 startete das Filmprojekt über das Gemeindegebiet von Dornbirn. Ein Film, der den Leuten zeigen sollte, was für ein Naturschatz

die flächenmäßig drittgrößte Gemeinde des Landes aufzuweisen hat und wie welch große Ausdehnung die Gemeinde eigentlich besitzt. Denn nicht alle Dornbirner und Dornbirnerinnen wussten und wissen, dass Damüls an die Gemeinde grenzt. Aber in erster Linie war es ein emotionales Eintauchen in die Natur mit damals neuen technischen Mitteln und Möglichkeiten. Begünstigt durch außer-gewöhnliche Wetterphänomene, wie beispielsweise eine lange Frost-periode, die das Rappenloch in einen Winterzauber verwandelte, wie er bis zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr zu bestaunen war. Während den Dreh-arbeiten erfuhr das Team auch interessante Geschichten von Bauern, Jägern, Grundbesitzern und anderen, die es Wert waren weiter erzählt zu werden...

Winterdreh im Rappenloch

Rappenloch im Winter 01.jpg
lu02 Rappenloch.jpg
Rappenloch im Winter 041.jpg

Ein gewaltiges Naturspektakel spielt sich Ende Dezember 2001 hinter Dornbirn ab. Ein Ereignis, das es seit Mitte der 1980er Jahre in dieser Form nicht mehr gegeben hat. Das Team ist schwer beeindruckt von dem Schauspiel extremer Kälte und bizarrer Eisbildung. Selbst als Thurnher mehr als nur eine spektakuläre Eisaufnahme will, und sich der Aufwand um ein Vielfaches steigert, gibt es keine Kritik.

 

Mike Bertschler und Hanno Thurnher stapfen in der Parzelle Dornbirn-Gütle durch den tiefen Schnee hinunter zur Dornbirner Ache. Beide blicken auf den großen Wasserfall: „Was für ein Winterzauber“ entkommt es Thurnher. Das Wasser fließt nur noch eingeschränkt an den Rändern des bereits völlig vereisten Wasserfalles entlang. Die umliegenden Tannen tragen schwer an der Schneelast und die Bäume, die nah stehen, sind mit dickem Eis überzogen, wie ein riesiger, polarer Zuckerguss. Beide sind wie versteinert von dem außergewöhnlichen Winterspektakel.

 

Gewaltiges Eisspektakel
Bereits Anfang Dezember hat sich eine arktische Kälte über die schattigen Täler des Landes gelegt und alles in dieses seltene Spektakel verwandelt. Es ist bitterkalt, aber die Faszination unterdrückt das Kältegefühl bei den beiden. „Bald ist das letzte Wasser zu Eis geworden, dann wird es hier totenstill und alles erstarrt. Hier müssen wir sofort reagieren“, entkommt es Thurnher. „Das sage ich dir seit über einer Woche, du Ignorant! Aber die Erstarrung ist ja dein bevorzugter Aggregatzustand“. „Genau, und deiner, der Gaszustand in Form einer Dampfplaudergaswolke, der am Ende in der großen Verpuffung endet!“, entgegnet Thurnher spontan. Die beiden schenken sich nichts, seit sie im Juli 2001 begonnen haben gemeinsam zu arbeiten!  Der Oberlehrer (Thurnher) und der eigenwillige Sprachschöpfer (Bertschler). Dann machen sich die beiden auf die Suche nach einem Kranstandort und schon bald ist eine ideale Position gefunden: Vor der Parzelle Gütle, direkt an der Ache gelegen, haben die beiden „großes Potenzial“ entdeckt. Thurnher sieht sich die Situation genau an und grinsts über das ganze Gesicht: „Das wird ein Hammerbild, so was hat man im Land noch nicht gesehen. Eine Fahrt wie eine Animation, eine Fahrt der Verzücku... „Schluss jetzt du Stubenhocker, mir ist kalt wir gehen...“ Gegangen wird, wenn... he wo gehst du hin?“ „Zu meinem Auto..“.„ok, ok ich komme ja schon..“

Erster Kranstandort
Martin Matt hat sich ein weiteres Mal überreden lassen, wieder mitzumachen. Am nächsten Tag geht es an die Arbeit. Und bereits am späten Vormittag gleitet der 12 m lange Kranarm in einer nicht enden wollenden Kamerafahrt ganz knapp über die bizarre Eislandschaft der Dornbirner Ache. „Was für eine Aufnahme“, schwärmen alle, als sie das Bild auf dem Monitor in der Wiederholung sich ansehen. „Unglaublich, wie animiert“, entkommt es Matt, der seit einigen Jahren als Filmvorführer im Metro-Kino in Bregenz arbeitet und ein begeisterter Cineast ist! Am Ende wird eine dieser Aufnahmen 70 Sekunden lang den Abspann der Naturdokumentation „dornbirnerLand“ krönen. Nachdem alles erledigt ist, fährt Thurnher nochmal ins Gütle, übersteigt die Absperrung auf dem Weg ins Rappenloch. „Eine so außergewöhnliche Aufnahme mit so wenig Aufwand, da geht sicher noch mehr“, ist er überzeugt und stapft durch den hartgefrorenen Schnee.

Weitere Suche
Fasziniert von der fast unwirklichen Winterlandschaft, ist er auf der Suche nach einer weiteren Einstellung. Beim 2. Wasserfall wird er fündig. Was für ein Bild! Ein einziger „Eisklumpen“ prosaisch gesprochen, aber je näher man dem Eis-Phänomen kommt, desto größer wird die Faszination und der Respekt vor diesem Kunstwerk aus Wasser und Kälte. Und schnell hat er ein fertiges Bild im Kopf: Eine cineastische Einstellung der Extraklasse. Und dann vielleicht noch ein Eiskletterer, der „heroisch“ hinuntersteigt. Peter Schäffler, ein international bekannter Bergsteiger und Eiskletterer, das würde die Sache krönen“, „Aber wie soll es gehen? Alles ist eng, keine Möglichkeit den Kran zu verschieben! Hier muss alles auf den Millimeter genau eingerichtet werden, sonst wird das alles nichts. Nur eine einzige Einstellung ist möglich und die ist in der Höhe auch noch begrenzt., weil sich der Kamerakorb wegen eines Hindernisses nicht bis zum Boden senken lässt“ Er beginnt zu messen. Nach hinten, kaum Platz da steht ein Geländer, aber das kann man abmontieren, aber der Steher? Da kommt man gerade noch vorbei. Welche Kranarmlänge sich da ausgeht? - Über 12 m misst er aus - „Unglaublich - passt ganz genau für die größte Variante - Das Risiko gehe ich ein!“ . Er ballt die Faust: „Das wird was!“ Danach sieht er sich auf dem Weg zurück den möglichen Transportweg an. Es geht nur über die zugefrorene Ache beim vorderen Wasserfall. Da gibt es eine Zufahrt von der Ebniter Straße, die mit einem Aebi-Fahrzeug zu bewältigen ist. “Aber, wie verklickere ich das nur den anderen? Kältebonus und ein wenig Manipulation, sowie ein feines Mittagessen beim Knox!“

GB Rappenloch 01.jpg
0112-A80301-999-SD-33.jpg
Aufbau Rappenloch Winter.jpg

Umsetzung der Idee
2 Tage später ist der Aebi durch Bertschler organisiert und Martin Matt hilft auch wieder mit. Nach dem Transport schleppen die drei das Equipment über die zugefrorene Ache. Auf dem zugeschneiten Fußgängerweg muss der Dolly herhalten für den Weitertransport bis zur Stiege. Ein Gewichtstein nach dem nächsten wird auf das robuste Teil gelegt. Nach 25 Stück (knapp 400 kg) ist genug. Dann noch Stativ und Kleinteile und es geht Richtung Rappenloch. Matt zieht vorne und Bertschler schiebt hinten. Es knistert der Schnee unter der schweren Last Die verzauberte Winterlandschaft verliert aber schnell an Strahlkraft, immer mehr übertönt vom Schnaufen und Stöhnen. und auch ein leises Fluchen ist zu vernehmen. Die ersten Gewichtsteine werden vor der Stiege abgeladen. Fünf Mal muss dieser Weg in Folge genommen werden, bis alle Teile bei der Stiege stehen. Nach einer kurzen Pause, erfolgt der 3. Schritt: Alles über die Stufen hinauf. Die Gewichte sind der einfache Part - schwer, aber handlich. Danach die Kranteile. Es wird der Weg noch gesalzen und Split gestreut, um ausrutschen zu verhindern.

Erste Diskussionen
„Ich kann mir jetzt keine Verletzten leisten, Thurnher in Gutsherrenmanier“, „He, du läuft hier herum wie der Generaltruppeninspektor und machst mich irre!“, Bertschler genervt! „GTI? Woher kennst du den Titel des ranghöchste Bundesheer-Offiziers“, Martin Matt verwundert. „Den kennen eigentlich nur Hanno und ich!“ „Denn im Vergleich zu dir, haben wir gedient, gemeinsam in Innsbruck. Viel gelernt haben wir da nicht, aber immerhin“ ergänzt Thurnher, ironisch.“ „Ein verkappter Militär, der Mike? Matt, weiter. „Nein, eher Paramilitär, ein Tschetnik sozusagen! Irgendwoher muss ja der leicht abgewandelte Spitzname „Tschepnik“ ja kommen“, belustigt sich Thurnher „Ich werde euch gleich helfen, ihr notorischen Langschläfer und Faulpelze, ihr überlebt keine 24 Stunden in der freien Natur!“ Und nach einer kurzen Standpauke über Pünktlichkeit, Disziplin, und Ordnung wird weitergearbeitet. „Ein Mann der Sekundartugenden“, flüstert Matt Thurnher zu und ergänzt: „Der hätte uns damals noch gefehlt, ein Schinder vor dem Herrn.“ „Den hätten sie aber nach spätestens 3 Wochen degradiert, wegen fehlendem Gehorsam gegenüber Vorgesetzen“, entgegnet Thurnher trocken. „Was gibt es da zu flüstern?“ „Jetzt greift er durch!“, ergänzt Thurnher! „So jetzt ist fertig, sonst brechen wir die Operation ab“, Bertscher genervt!“ „Sag ich doch, der Typ hat einfach ein asymmetrisches Verhältnis zu seinen Arbeitgebern, die Hand die einen füttert, beißt man nicht, ist bei dem völlig ausser Kraft gesetzt“,  Thurnher leise zu Matt.

Über die Stiege
Mühsam geht es dann Teil für Teil über die Stiege. Manche Stücke werden allein getragen, manche zu zweit. Martin Matt muss immer wieder Pausen einlegen. „So Herr Matt, alles ok bei Ihnen“, die Bertschlersche-Umschreibung für „geht es nicht alles ein wenig schneller!“ „War wohl eher warme Amtsstube in der Stabskarerne, statt Gefechtsdienst in der Wattener Lizum, damals.  
Dann die schwersten Teile: Der Korb und das Mittelteil, aber irgendwann ist auch das erledigt. Jetzt noch der Dolly, das ist die größte Herausforderung! „Hau ruck, hau ruck, hau ruck“, schallt es durch die Wälder! Auch beim weiteren Weg bleibt es mühsam. Auf dem engen Steg zum Drehort muss der Dolly hochgestellt geschoben und gerollt werden. Dann ragt wieder der Felsen hervor, oder er rutscht nicht richtig, die Sache nagt an den Nerven. Manche Dinge schiebt man mit der Schubkarre, aber die meisten Teile müssen getragen werden. Nach über vier Stunden – kurz vor 12 Uhr mittags - ist das letzte Teil vor Ort.

Mittagspause und Aufbau
im Gasthaus Gütle bei Robert Rodia, Knox“ genannt, der die drei mit guter Laune empfängt. „Ah der Herr Tschepnik ist auch dabei“ Irgendwann tauen die Füße unter Schmerzen auf. Knox gibt noch ein paar Sprüche zum Besten und um 14 Uhr kehren die drei zu rück. Der Dolly ist schnell positioniert und geschiftet - dann die Bazooka, selbst das schwere Mittelteil ist gleich verankert. 1. Kranarmverlängerung nach vor, dann schwere Rückteilverlängerung eingehängt und abgstützt, 2. Kranarmverlängerung nach vor, Stütze unter die Verlängerung und 3. Kranarmverlängerung, Parallellogrammstangen vorne und hinten verkuppelt! Verstrebungen eingehängt und festgezurrt! Dann der Korb. Ein ewiges hin und her, er schwankt mal nach rechts nach links und gefährlich nach hinten und es gelingt nicht ihn einzuhängen, da der Kran von links (Schlucht) nicht zugänglich ist. Befehle, Gegenbefehle, Rufe, Warnungen, die immer lauter und hecktischre werden, wechseln, bis das schwere Teil wieder auf dem Boden landet. „So geht es nicht, ich bin hier der Kommandeur, verstanden. Ich weiß, wie man das macht, Ok, hast du verstanden, Bertschler, und du auch, Matt?“ lässt Thurnher energisch wissen. „Howgh der große Manitou hat gesprochen“, Bertschler sarkastisch. Noch einmal versuchen die drei den Korb einzuhängen und es gelingt unverzüglich. Jetzt müssen an der Stiege entlang die weiteren Verlängerungen angebracht werden und hinten am Korb die Gewichte für die Balance eingeladen werden. Beim Einhängen des 5. Kranarmteiles im oberen Bereich der steilen Stiege, rutscht Matt aus und poltert über die steilen Stufen. „Oje, Herr Matt, gehts Ihnen?“ fragt Bertscher verschlagen. Matt´s Kappe ist verrutscht, sonst ist ihm nichts passiert. „Ohne regelmässige Truppenübung ist man schnell aus dem Tritt. Geh du einladen, ich geh nach vorne, Hanno geh du auf die Brücke“, kommandiert Bertschler. „Nicht gedient und kommandiert und fuchtelt hier herum, du bist nicht der Prinz Eugen der Produktionslogistik -“Aber du Oberindianer auch nicht“  „Doch, ich habe das schon 100te Male geamcht! Wieder gehen wertvolle Zeit in endlosen Diskussionen verloren! Aber irgendwann akzepierte Bertschler die Hirarschie. Schnell sind die vorletzten Teile eingehängt und beide schauen dem „Tiroler“ zu, wie er sich abmüht immer höher die Gewichte in den Korb einzuladen.

Die Rote Kappe
Jetzt betrachten sie das erste Mal seine Kopfbedeckung, seine feuerrote, riesige Kappe genauer, wie sie jedesmal verrutscht, wenn er unter dem Korb hindurch die nächsten Gewichte holt. Ein Riesenteil aus den Beständen von Sportmatt (ein älteres Modell von Sport Matt aus Pettneu am Arlberg) hoch wie eine Bischofsmütze – mal quetscht es sie ein, mal reißt ihm diese ganz vom Kopf. Wie ein Running-Gag. „Vorsicht Herr Matt Kopfbedeckungsoberkante beachten“ ruft Bertschler ihm zu. Und bei jedem Mal zurechtrücken, sieht die Mütze anders aus, mal wie ein unendlich in die Höhe

gezogener Zweispitz, mal zylindrisch, mal wie ein Schiffsschornstein,

oder eine gequetschte Jakobinermütze.Die beiden beobachten gefesselt die Szene und können sich kaum halten vor Lachen. Irgendwann fällt Matt die Untätigkeit der beiden auf. Kurzes Aufbegehren, aber am Ende lacht der Tiroler noch laut mit. So laut, dass es dem (akustisch) hypersensiblen Bertschler schnell zu viel wird. „Mensch Martin, lach nicht so laut, sonst bricht das Eis ab und alles war umsonst!“ Jetzt lacht Matt noch lauter und auch Thurnher fürchtet langsam um das Eis! Dann noch ein kurzer Probeschwenk: Leicht gebückt vom vielen Schleppen und tragen, schwenkt Bertschler den Kran am Wasserfall hinunter, während Thurnher mit eilendem Schritt an ihm vorüberschreitet, den Blick nur auf die Kamera hinauf gerichtet! „Der Generalstabschef ist wieder in seinem Element, von Hötzendorf lässt grüßen, fehlt nur noch der Schnauzbart“, entkommt es Bertschler,  das glaub ich ja nicht, hund am mittleren Nachmittag, als es schon beginnt einzudunkeln, verlassen sie den verlassenen Ort.

Fortsetzung folgt...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

0112-A80301-999-3953a.jpg
Eisklettern.jpg

Chaos auf Süns

Der erste große Dreh über der Baumgrenze mit Übernachtung im freien Gelände entwickelte sich zum Desaster. Dies war aber auch die rechtzeitige Warnung der Natur, ihr den nötigen Respekt entgegenzubringen...

DSCN3552.jpg
bottom of page