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Eiswanderer am Abgrund

Am späten Nachmittag des 26. September 2008 treffen Hanno Thurnher und Mike Bertschler auf der Bielerhöhe am Silvrettasee ein. Schon beim Packen ihrer Rucksäcke bildet sich eine Traube von Schaulustigen. Als die beiden mit ihren schweren Rücksäcken über den Parkplatz stolpern, drehen sich die Leute staunend um. Bertschlers Ausrüstung wiegt gesamt 33 Kilogramm. die von Thurnher ist 2 kg leichter. Über den gesamten Weg am See werden die zwei bewundert oder bemitleidet. Dann, endlich zweigt der Weg Richtung Klostertaler Umwelthütte ab und die Begegnungen nehmen deutlich ab. Auf der Selbstversorgerhütte soll die Nacht verbracht werden. Schon bald stellen sich aber die ersten Beschwerden ein. Thurnher schmerzt das Knie, er muss immer wieder Pausen einlegen. Bertschler klagt über Schulterschmerzen. Erste Zweifel kommen auf, ob das Vorhaben zu schaffen ist. Doch beide quälen sich weiter mit leisem, gegenseitigem Gejammer über den steinigen Weg Richtung Hütte, dem heutigen Ziel. Als sie dort ankommen sind die beide bereits so erschöpft, als kämen sie von der Tour zurück.

In der Klostertaler Umwelthütte
Da Thurnher im Vorfeld keinen Hüttenschlüssels organisiert hat, müssen sie sich mit dem Winterraum begnügen. „Winterraum passt“, meint Thurnher ironisch. Zum Zeitpunkt der Ankunft ist es in der Hütte kälter als vor dem Haus. Es fühlt sich an, wie in einem Kühlschrank. Erst sitzen die beiden noch längere Zeit vor der Hütte, später, als es eindunkelt, geht es Innere. Sie verbringen den Abend sitzend am Tisch und bis zu den Hüften in ihren Schlafsäcken verschloffen. „Zumindest das Bier müssen wir morgen nicht mehr mitschleppen“, Bertschler fatalistisch. Sonst gibt es aber keine Utensilien, die zurückgelassen werden können! Alles wird gebraucht. Nachdem das Ziel der Tour erst am frühen Abend des nächsten Tages erreicht werden muss, ist ein Ausschlafen bis 8 Uhr morgens zumindest möglich. Es wird noch bis knapp vor Mitternacht diskutiert und gefröstelt. Die Stimmung ist – auch den niederen Temperaturen im Raum geschuldet - unterkühlt und immer wieder wird über Thurnhers unzulängliche Organisation vergangener Jahre diskutiert. „Diese Eiswanderung ist aber der Höhepunkt der schlechten Planung überhaupt, völlig unverantwortlich, ja krank, ohne Erfahrung, kaum Planung, unzureichende Ausrüstung und keine Ahnung wie der Weg beschaffen ist!“ Thurnher ist sichtlich erschrocken, aber nicht von den realen Umständen die Bertschler anspricht, sondern von Bertschlers Wortkreation. „Wie kann man unser Vorhaben genialer und treffender umschreiben als wie durch diese kreative Wortschöpfung“, denkt er sich. Und er hört ihm gar nicht mehr zu, sondern schaut in nur noch an, wie Bertschler seinen Redeschwall weiterführt. Eine „Eiswanderung“, das ist es, was wir hier machen. Wir sind „Eiswanderer“. Treffender hätte es ein guter Journalist auch nicht beschreiben können, welch Wortschöpfung!“ Nach weiterer Diskussion schlafen die beiden irgendwann erschöpft ein.

Auf dem Weg zum Gletscher
Nach dem Frühstück führt der Weg durch das hintere Klostertal Richtung Schweizer Grenze, vorbei an beeindruckenden Felsformation. Aber die werden von den beiden heute unbemerkt hinter sich gelassen. Zu fokussiert sind sie auf das ungeahnte, noch Kommende. Vieles wurde aber schon filmisch erledigt in früheren Touren.
Dann biegt der Weg nach Osten ab, durch die imposante Steinwüste der Roten Furka, hinauf zur Gletscherzunge des Klostertaler Gletschers. Beim Anblick fällt Thurnher die Geschichte aus den Augusttagen 2007 ein, als er sich an einem großen Stein hochziehen wollte und dieser sich in Bewegung setzte, da der Stein nur auf dem schwindenden Eis lag und er gerade - mit aller Kraft zusammenfassend - noch zur Seite springen konnte.
Gegen 13:30 Uhr erreichen die beiden nach mehreren Drehpausen den Gletscher. Nachdem der Schnee bereits knapp 25 cm auf dem Eis liegt, lässt sich der erbärmliche Zustand des Klostertaler Gletschers nicht mehr erkennen. Der Zustand des Gletschers kann man unumwunden als „fatal“ bezeichnen. Er befindet sich im Todeskampf. Der Gletschervermesser Günther Groß aus Thüringerberg überlegt, ihn gar nicht mehr zu vermessen, da starker Steinschlag immer häufiger auftritt und es zu gefährlich wird. Nach Anlegen der Steigeisen und oberflächlichem Anseilen geht es auf das Eis. Das Gewicht am Rücken und der tiefe Schnee machen den Aufstieg für beide besonders anstrengend und es müssen immer wieder Pausen eingelegt werden. Es geht vorbei an tiefen Gletscherspalten und es wird für die beiden immer unheimlicher, nur die bestehende Spur gibt ihnen eine gewisse Sicherheit.

Es wird unheimlich...
Dann führt der Weg über eine abenteuerliche Schneebrücke, unter ihnen eine tiefe Spalte, die Respekt hinterlässt. Links und rechts blicken die beiden in die Tiefe. Man sieht den Boden nicht. „Um Gottes Willen, bei der Ausrüstung darf einfach nichts passieren“, denkt sich Thurnher, während Bertschler nur den Kopf schüttelt: „Wer hier einbricht ist verloren“ seine Worte kurz später. Aber die Brücke hielt bereits eine Zweier Seilschaft, die den labil scheinenden Weg schon überschritten haben. Doch plötzlich, einige Zeit später, als endlich das Ziel der Tour, das Silvrettahorn vor ihnen auftaucht, endet der Weg. Keine Spur, keine Orientierung, nichts mehr. Auch die beiden anderen Bergsteiger beginnen sich über die neue Situation zu wundern. Thurnher schreckt zurück: „Das sind ja auch „Eiswanderer“, kommt ihm in den Sinn! Tatsächlich, wenige Augenblicke später drehen sie um und gehen zurück. Bei aller aufkommenden Panik die Thurnher in diesem Augenblick erfasst, jetzt nur noch alleine auf diesem gefährlichen, unberechenbaren Eisklotz zu sein: „umdrehen? Das kommt ja überhaupt nicht Frage! „Jetzt wird das durchgezogen“ entkommt es ihm, um im selben Atemzug zurückzuschrecken: „Wo geht der Weg wirklich weiter?“ Beim Blick auf das Ziel meint er: „Ich weiß nur noch, dass der Weg eher links auf dem Gletscher entlangführt“. „Soso, Herr Glaziologe Thurnher eher links, das ist ja sehr konkret“, entkommt es Bertschler. „Der Herr Eisprofessor und Chefexperte des 1. Aggregatzustandes, weiß nicht mehr weiter“, ätzt er weiter.

...und immer gefährlicher
Mehr und mehr schlecht auszumachende Spalten tauchen auf. Die unübersichtlichen und gefährlichen Stellen nehmen zu, besonders für eine Zweierseilschaft mit fehlender Erfahrung und wenig Vertrauen ineinander, eine toxische Mischung! Bertschler beginnt laut zu maulen und will nicht mehr weiter. Thurnher sieht das Ziel vor Augen und will nicht aufgeben! Nachdem sie einige Schritte weitergezogen sind, bleibt Bertschler plötzlich, kurz nach Luft schnappend, stehen. Er steht jetzt leicht erhöht auf einer freigelegten Eiskruste, Thurnher, einen halben Schritt hinter ihm, muss in der Mulde abrupt anhalten. Es verstreichen einige Sekunden. Auf den Eispickel angelehnt mit dem linken Arm, hebt er seine rechte Hand und zeigt nach oben zum Ziel. “Da oben, da müssen wir rauf“, entkommt es ihm fast flehend und hoffend!” Auch Bertschler sieht jetzt nach oben. Ein Augenblick für Götter: wie das Denkmal in Chamonix, wo Jaques Balmat dem Genfer Forscher Saussurre den Weg zum Gipfel des Mount Blanc zeigt, stehen die beiden „Eiswanderer“ da. Dann dreht sich Bertschler zu Thurnher und schaut ihn von oben richtig abschätzig an: „So, du Gletscherwicht willst also da rauf?“ „Ja, das will ich und das werde ich auch“, erwidert dieser. Ein lautstarker, kurzer Streit beginnt. Es hallen die Beschimpfungen und gegenseitigen Schuldzuweisungen durch die Eis- und Gebirgswelt der Silvretta. Ein Schneehuhn flüchtet sich unter das Eis. Nach kurzem Weitermarschieren, an einer Überquerung, sinkt Bertschler knapp einen Meter in einer Mulde ein. Seine Litanei setzt wieder ein: „So ein Wahnsinn, mit so viel Gewicht so etwas zu unternehmen! Solche Unternehmen machen andere nicht zu viert! Wahnsinn, und immer werde ich getäuscht und ausgequetscht, völlig unterbezahlt. Warum bin ich nur mit? Das hätte ich wissen müssen.“ Dann springt Thurnher auf, er sieht die Felle davonschwimmen. Er fleht Bertschler nochmals an, dieser lässt sich mit einer Solderhöhung bestechen, bis er beim Überqueren einer weiteren, engen Spalte wieder im Schnee versinkt. Die beiden kehren endgültig um, Thurnher hat ein letztes Mal versucht ihn umzustimmen, vergebens. Alles hätte er jetzt gezahlt, um das Ziel noch zu erreichen. Stumm geht es zurück.

Die völlige Eskalation
Plötzlich bleibt Thurnher stehen und muss tief durchatmen, dann hustet er, weil er sich verschluckt hat. Das ruft Bertschler auf den Plan: „Da sieht man es und hört man es, du kannst eh nicht mehr, du Schwächling, du schafft nichts mehr, nicht heute und nicht morgen, kein Geld, keine Kraft und keine mentale Energie, keine Unterstützung, du bist am Ende! Niemand setzt mehr einen Pfifferling auf dich, die lachen doch schon alle! Was willst du noch mit dem Ganzen. Das Zeug will doch eh keiner sehen! Lass es, du Wimmerling!“ Wimmerling? Jetzt ist der Knopf gedrückt, das lässt sich Thurnher nicht gefallen: „Jetzt werde ich dir mal was sagen, du destruktiver Arsch: Wer hat dich all die Jahre durchgefuttert! Wo lag deine Verantwortung, wo, im Geldeinstecken! Wo waren in all den Jahren die gefährlichen Situationen - hat es je eine richtig  kritische Situation mit dem Kran gegeben?  Bei all den vielen Drehs in schwierigstem Gelände, die wir gemacht haben, es war immer doppelt gesichert! Ist je mal ein Brett verrutscht. Ist je einer unter meiner Verantwortung irgendwo gestürzt, runtergefallen oder sonst was? Sind wir je mal in ein Gewitter geraten, oder in einen Sturm, der nicht kalkuliert war. Wurde je was von mir nicht bezahlt? Ja, ich bin ein Chaot, aber ich weiss wo es Verantwortung braucht und da bin ich hellwach, weil ich keinen Tag in meinem Leben in einem Knast verbringen will, was dir ja egal ist, du legst dich sogar mit der Bayerischen Polizei an. Ich meide Bayern!! Du warst die Gefahr und das Risiko all die Jahre und Probleme gab es immer nur mit dir!! Wer hat den Funkenmeister auf den Kran gesetzt. Warum ist der Mountainbiker um ein Haar zu Tode gekommen, bei der Amannsbrücke, wieso sind wir mit dem Schidoo in das Schreckbachtobel gestürzt, wer hat die Herde Kühe zur Raserei gebracht?!“ Bertschler will was berichtigen, doch Thurnher fährt ihm über den Mund, dass er ruhig bleibt! „Wer ist bei der kleinsten Geschichte mit Unbeteiligten auf die Barrikaden, so dass uns Drehverbote im ganzen Land drohten? Wer? Du!! Gab es je eine Anzeige, bis auf einen läppischen Strafzettel wegen Parkverbot im Silbertal - mit dir als Oberverantwortlichen säßen wir alle hinter Schloss und Riegel, das weiß ich…“  und es nimmt kein Ende. Bertschler hebt abermals die Hand, um etwas zu sagen, doch es nützt nichts: „Wer ist immer mit der verbalen Blutgrätsche hinein in gute Unterhaltungen, nur weil du Arsch einmal nicht im Mittelpunkt gestanden bist? Du und nur du!! Thurnher springt jetzt auf dem Eis herum wie ein Clown und es ist ihm alles egal! Es läuft ihm plötzlich von der Hand, alles muss raus! Bertschler will ihn warnen, nicht rücklings in eine Spalte zu fallen.“ Thurnher verbietet ihm ein weiteres Mal den Mund! „Ich habe immer gewusst, wo die Grenzen sind, wo es gefährlich wird, bis auf diese Exedition, ja das ist gefährlich, aber ich habe die Schnauze voll, vom Land Vorarlberg und seinen Entscheidungsträgern, vom Projekt und von deinen ewigen Beleidigungen, du gottverdammter Grüzenzombie, du!! Dann hält er kurz inne: „Ok, viele Dinge wären ohne dich nicht zustande gekommen, du warst ein Antreiber, gewiss! Ohne dich wären Geschichten nie gemacht, weil du unbefangen auf dieLeute zugegangen bist und ins Gespräch gekommen bist, keine Frage! Viele Stimmugnen wären nie eingefangen geworden, weil du mich angetrieben hast um 4 Uhr morgens, aus welchen Gründen auch immer. Du hast vieles ermöglicht, das darf ich nicht ausklammern, aber.. ach was red ich, wir sind einfach zwei Streithammel, aber du der Schlim... ach leck mich doch, ich bin fertig und ich habe fertig, aber ich will kein Wort jetzt hören, keines!!!“

Alternatives Schlussbild
Dann gehen beide minutenlang, ohne ein Worte zu wechseln über den Gletscher. Die Sonne steht schon weit im Westen. Plötzlich bleiben sie stehen. Beide sehen auf die Felsnase mitten im Gletscher, deren Rückseite schon völlig im Schatten liegt. Bertscher macht Thurnher das Angebot oben auf der Felsnase Aufnahmen zu machen und dort vielleicht zu übernachten. Nach kurzem Durchsteigen entlang der letzten Gletscherspalten erreichen sie die östliche Steinwüste und kurze Zeit später gelangen sie auf die Westseite, die immer weiter aus dem Klostertaler Gletscher herausragt und noch direkt in der Sonne steht. Nach kurzer Besichtung, entschließen sie sich hier das Schlussbild zu machen und auf der Felsnase die Nacht zu verbringen. Sie finden schnell eine Schlafstelle im steinig- und kiesigen Untergrund. Mit wenigen Handgriffen ist für jeden ein Schlafplatz gefunden, wo man halbwegs eben ohne spitzige Steine im Rücken übernachten kann.

Und dann, der Streit ist lange vorbei und vergessen, können sie sich endlich auf das Wesentliche konzentrieren: Was für eine Kulisse Richtung westlicher Silvretta, unglaublich! Langsam zeichnet sich hinten bei den Litzner- und Seehornpaaren, jene Stimmung ab, die sich Thurnher so erhofft hatte vom Gipfel des Silvrettahorns einfangen zu können, Eine Mischung aus Sonne und Nebel im letzten Abendlicht! Grandios wie der Nebel die Gipfel langsam umgarnt und ein mächtiges Bild für das bildliche Finale der CINEDOKU VORARALBERG liefert. Aber nicht weniger beeindruckend der Blick auf das ursprüngliche Ziel, das Silvrettahorn mit dem davor liegenden Gletscher mit seinen eindrücklichen Spalten, die jetzt im Osten blau herüberschimmern. Dann versinkt die Sonne hinter den Gipfeln und der Nebel wird schlagartig blau und ein gewaltige Blaue Stunde legt sich über die Silvretta.

Die unendliche Nacht...
Beide genießen die Dämmerung vor der grandiosen Bergwelt der Silvretta, bevor die lange Nacht hereinbricht. Über 12 lange Stunden stehen ihnen bevor! Thurnher blickt auf die Gletscherspalten und denkt an den morgigen Tag, wo sie dieses Hindernis ein letztes Mal überqueren müssen. „Die letzte große Hürde und dann ist alles geschafft, alles!“ Als sich die Bergwelt im letzten Widerschein der blauen Stunde mystisch und gewaltig hervorhebt, gleitet er gedanklich und zeitlich in die Tiefe der Erdgeschichte,  „Unglaublich, vor 2 Milliarden Jahren entstanden diese Steine im Erdaltertum, dann viel später, in der Erdneuzeit aufgefaltet und zu dem heutigen Gebirge geworden“, und als das letzte Licht aus der Atmosphäre weicht und das Sternenzelt sich übermächtig über den Horizont spannt, wird er gedanklich in die Weite des Raumes hinaus gezogen: „Was ist das für ein unbeschreibliches Erlebnis in unendlicher Stille und Weite. Was ist das für eine ungewöhnliche Dunkelheit des Himmels und eine Strahlkraft der Sterne. Kein Mond am Himmel - in 2 Tagen ist Neumond - das macht den ganzen Blick ins Universum noch klarer und eindringlicher, gewaltig!“ Fast droht er ins Transzendentale hinüberzusegeln, da fragt er sich: „Wo ist wohl Voyager 1 jetzt, nach 31 Jahren und 24 Tagen Flug durch das Sonnensystem? Wie weit weg ist die Sonde“ Er zieht sein nagelneues iPhone 3G heraus und beginnt zu rechnen. 61500 x 24 x 365 x 31,07…. „He Thurnher, dein Zitterlicht macht mich krank“, kommt aus der unmittelbaren Umgebung. „Mich dein Nokia-Steinzeit-Gepiepse“, entgegnet Thurnher, während er sich in das Innere seines Schlafsackes zurück zieht und weiterrechnet.

Nach einer nicht enden wollenden Nacht, graut der Morgen. Unzählige Male sind die beiden erwacht, den Morgen herbeiwünschend. Jeder packt seine Sachen zusammen und schon ist die Schaumstoffmatte weg und fliegt majestätisch, wie eine Flocke, erst über die Steinwüste, dann über die Felskannte und langsam senkt sie sich nach unten, unereichbar in den unzugänglichen Felsen. „Typisch Thurnher, was nicht unbedingt überlebensnotwenig ist, verliert der Typ einfach immer!“ „Hmm, das ist jetzt aber ärgerlich, da komme ich nicht mehr ran.“ „Schau mal da drüben“, Thurnher blickt wie versteinert nach Westen. Die erste Morgensonne hat jetzt die Bergwelt um den Litzner und seine Umgebung gewaltig beleuchtet. Eine ungeheure Klarheit beherrscht das Szenario, kein Wölkchen ist zu sehen weit und breit. Alleine dieses so mächtige „Gemälde“ einer grandiosen Morgenstimmung in den Berges der westlichen Silvretta rechtfertigt die ganzen Strapazen, sind sich Bertschler und Thurnher einig. Kamera raus und auf das Stativ und imposante Bilder entstehen. Als sich die Felsen in den typisch grünlichen Schimmer der mittleren Morgensonne verwandeln, packen sie ihre Sachen und treten den Weg zurück an.

Das allerletzte Hindernis
Die Querung, die erst durch den Blick von der Felsnase so richtig gefährlich aussah, ist das größte und letzte Hindernis. Augen zu und drüber. Das Kreuzen gelingt aber schnell und ohne Probleme. Dann geht es hinunter, der Spur entlang und nach Verlassen des Gletschers kann man erstmals nach zwei Tagen das grandiose Gebiet in Ruhe und ohne jegliche Anspannung genießen. Was für eine Erleichterung! Man pausiert in der Steinwüste der Roten Furka. . Ein paar Sprüche und ein einen Happen essen, bevor es in zwei Stunden Fußmarsch zurück zum Auto geht. Nochmals legen sie eine Pause bei der Umwelthütte ein. Dann steigen die beiden endgültig ab. Und nach gut einer Stunde kommen sie auf dem leeren Parkplatz an. „He Thurnher, wir haben es geschafft“ beide geben sich erschöpft die Hände und steigen ins Auto. Bei der Rückfahrt wird im Radio über ein Filmteam berichtet, welches mit einem Helikopter bei Egg in ein Seil geflogen ist, aber noch landen konnte. “So was Unverantwortliches! Aber es gibt noch andere Leute die ungeheuerliches Glück haben, und das ist gut so“, meint Thurnher und Bertschler nickt. “Aber wir stehen morgen zum Glück nicht in der Zeitung”, sind die beiden erleichtert!

Versöhnlicher Abschluss
Sie fahren über die Dörfer Richtung Schwarzer See, denn trotz der völligen Erschöpfung, eine Sache muss heute noch begangen werden... doch plötzlich: „Achtung, Polente, jetzt haben sie sie dich!“ Thurnher erschreckt zu Tode. Immer noch war er nicht fähig, den 2002 verlorenen Führerschein neu zu beantragen. „Mensch Bertschler, das kannst du nicht machen mit mir!“ Langsam fahren sie vorbei am „Vinzent“, dem Papppolizisten mit Bart. „Bertschler kann kaum mehr vor Lachen. Doch endlich sind sie am Ziel: Beim Gasthaus Sternenbräu. Das glückliche Ende einer 7-jährigen Arbeit muss gefeiert werden! Auch die Gefahr eines erneuten Streites ist gebannt, denn sie haben sich alles gesagt, alles!! Bis zur Sperrstunde wird erzählt, gelacht und getrunken. Der legendäre Sternenwirt Helmut Wetzel spendiert noch eine Runde, Die Eisenbahn bringt sie spät nach Hause. Bei der Heimfahrt kommen beiden plötzlich neue Gedanken: Mensch über die Eisenbahn müssen wir auch mal was machen...“
 
 

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