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Oktober 2002 - Dezember 2003

Großes Walsertal

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Im Zentrum der Stille

Bevor das Drehbuch geschrieben wird, macht sich das Zwei-Mann-Team, Hanno Thurnher und Mike Bertschler im Oktober 2002 ins Tal auf. Vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen, Büchern und Unterlagen ist es geplant eine Naturdokumentation über das Große Walsertal zu machen. Neben der Suche nach den ursprünglichsten Gegenden des Großen Walsertales hat Thurnher auch immer die „Walser-Typen“ im Auge, die dieses Tal über die Jahrhunderte geprägt haben. Es dauert nicht lange da stossen sie durch Zufall nach einem Dreh auf zwei Originale des Tales: Auf die beiden Raggaler Franz-Josef-Jenny und Otto Pfefferkorn.

Sie pflegen seit Jahren eine eigenständige Form des Holztransportes. Es entsteht eine eindrückliche Szene über das rustikale „Röllalla“. Bertschler und Thurnher können nur Staunen wie die Baumstämme über das Tal  befördert werden und die zwei Siebzigjährigen wie junge Gemsen auf den gefällten Baumstämmen herumspringen.

In den folgenden Herbst- und Wintermonaten 2002/2003 begegnet den beiden immer wieder dieser Walsergeist, der versucht die Dinge, und sind sie noch so kompliziert, alleine zu lösen. Erst wenn eine Sache nicht mehr in der kleinsten Einheit gelöst werden kann, sucht man Hilfe. Eine Eigenschaft die auch Thurnher nicht ganz fremd ist. Die langen Wanderungen die Mike Bertschler und Hanno Thurnher zwischen Oktober und November im südlichen Walsertal unternehmen sind besondere Erlebnisse. Hier zeigt sich ihnen eine der einsamsten Gegenden des Landes mit ihrer schroffen Schönheit. Teilweise sind die beiden den ganzen Tag unterwegs, ohne auch nur auf eine Menschenseele zu treffen. Von Gemsen über Steinböcke bis zum Adler lässt sich hier alles beobachten. Durch die vielen neuen Eindrücke entwickelt sich zu dieser Zeit das Prinzip das Filmprojekt offen zu gestalten:


Die grundlegenden Szenen werden vor Drehbeginn festgelegt (wie Geologie, Besiedelung und Klima) während andere Bereiche offen bleiben und sich im Laufe des Projektes eigenständig entwickeln, oder man in Gesprächen mit Ortsansässigen darauf hingewiesen wird.
Das Gebiet wird neben den Aufnahmen auch dahingehend erkundet, wo es im Frühjahr und in den Sommermonaten Sinn macht mit Kamerakränen zu arbeiten. Während der Touren ins Klesenzatal, Gadental, Marultal und Metzgertobel wird schnell klar, was möglich ist und wo der Aufwand zu groß ist. Die großen technische Herausforderungen sind hier, in einem Gebiet das praktisch keine ebenen Flächen vorweisen kann, Drehs mit schweren Kamerakränen durchzuführen. Durch die Steilheit des Tales ist besonders bei den Kraneinsätzen viel Sorgfalt beim Aufbau notwendig. Viel Unterbaumaterial wird benötigt.

Bereits im Winter wird mit einzelnen Kamerakranaufnahmen begonnen, welche sich im Laufe des wie möglich zu halten wird während den gleichzeitig laufenden Produktionen Großes Walsertal/Rheindelta je ein Basismodell des Phoenix-Kranes in den Drehgebieten plaziert. Bei Einsätzen müssen dadurch nur noch zwei bzw. drei Kranteile zwischen den Regionen hin und her transportiert werden, da sowohl für Remote- als auch für Onboardbedienung nur ein Modell zur Verfügung steht. Während der kleine Kamerakran je nach Gebrauch zwischen Bodensee und Roter Wand pendelt. Nach den letzten Kranaufnahmen im Rheindelta (Juli 2003) werden beide großen Kräne im Großen Walsertal eingesetzt. Und somit beginnt ein Unterfangen das es im Alpenraum, ja vielleicht sogar darüber hinaus, mit großer Sicherheit noch nicht gegeben hat: Ein 3-er Team mit drei schweren Kamerakränen im subalpinen Raum über mehrere Wochen.

Um so effektiv und sparsam wie möglich vorzugehen werden die Kräne über mehrere Tage an Ort und Stelle stehengelassen und erst nach Abdrehen der verschiedenen Lichtstimmungen abgebaut. Durch den dritten, kleineren Kamerakran kann in der Zwischenzeit, in der die großen Kamerakräne fix an ihremPlatz stehen, flexibel die Kranposition gewechselt werden.
Auch die witterungsmäßig weniger schönen Tage werden optimal genutzt. Die Zeit wird verwendet die Kräne umzubauen (manchmal auch alle drei Kräne an einem Tag) um sie zu anderen Aufnahmeorten zu bringen. So sind zum Beispiel an einem Augusttag 2003 sechs verschieden Umbauten vom Trio geplant. Nach diesem langen, heißen und intensiven Arbeitstag fallen alle am Abend müde in ihr Bett. Insgesamt werden in keinem anderen Gebiet des Landes in so kurzer Zeit so viele verschiedene Kranaufnahmen bei optimalen Lichtverhältnissen gemacht wie im Großen Walsertal.

Als Thurnher noch auf die Idee kommt alle drei Kräne für eine making-of Aufnahme in der Nähe von Garmil aufzubauen protestieren Jens Weber und Kathi Nagel. Thurnher wollte in einer Kamerafahrt zwei bewegte Kräne im Bild zeigen. Er begnügt sich gezwungenermaßen mit einer „kleinen Variante“ (Siehe Bild Seite 29). Nach Abschluß der Kamerakraneinsätze und der Rückführung der Technik stehen im Oktober 2003 noch einige Hochtouren auf dem Programm.
In den folgenden Jahren wird das Prinzip des flexiblen Kraneinsatzes beibehalten, aber durch andere Prioritäten sind die Umbauarbeiten nicht mehr so intensiv. Das Basismodel steht sogar einmal drei Monate an der gleichen Stelle in Oberlech bis ein Tag vor Wintereinbruch das Gerät doch noch heimgeholt wird.

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Spätherbst im Gadental

„Deine Franzosenkarre schafft auch nichts mehr“, kommt es Bertschler spöttisch über die Lippen. „Mit deiner Ami-Familienschaukel wäre in Schnifis bei der ersten Steigung fertig gewesen“, ätzt Thurnher zurück. Bis knapp vor das Gasthaus Bad Rothenbrunnen hat es der Chauffeur Jens Weber geschafft die beiden zu bringen, wohlgemerkt beim 3. Anlauf. Danach war der Weg zu steil und das Auto zu schwach. Aber die Straße ist auch in einem jämmerlichen Zustand und für ein Auto ohne Allrad nur mit Mühe und mit Risiko zu schaffen. Noch ein Foto von beiden, dann ziehen Bertschler und Thurnher voller Tatendrang über Rotenbrunnen in das noch düstere und dunkle Gadental. Weber wird zur Recherche nach Sonntag ins Museum fahren und später sich mit dem ehemaligen Schulleiter von Blons, Eugen Dobler treffen, um Informationen über das Lawinenunglück von Blons 1954 zu erfahren. Für Weber ein Segen nicht mit den beiden Streithanseln ins Gebirge ziehen zu müssen.

Bertschler und Thurnher haben nicht zu wenig mitgenommen auf diesem steilen Weg ins Gadental. Mühsam kämpfen sie sich vorwärts, immer wieder muss alles ausgepackt werden um drehen zu können. Die Aufnahmestandpunkte sind es aber wert, imposante Wasserfall, oder eine übersichtliche Stelle hinunter zum Matonabach, ganz zu schweigen von den gewaltig aufragenden Felswänden des Tales, weiter am Weg. Aber auch das dichte Waldstück ist beeindruckend. Ein Mischwald der acht verschiedene Waldtypen auf engstem Raum aufzuweisen hat. Nach 2 Stunden erreichen sie die Alpe Gaden - alles ist bereits frühzeitig in einen tiefen Herbstschatten getaucht in diesem, der Sonne abgewendeten Bergkessel. Dichter Raureif überzieht die braunen Grasmatten der Alpe Gaden. Bis in den Frühling wird hier kein direktes Sonnenlicht mehr hinkommen und bald wird der erste Schnee alles bis in den Juni hinein zudecken. Man kann es kaum glauben, dass das Tal schon so früh in den Winterschlaf getaucht ist. Es ist fast totenstill. Nur leise, je nach Windrichtung, hört man den nahen Wasserfall und ab und zu einzelnes Vogelgezwitscher. Es ist immer noch kalt als sie den Weg zur Diesner Alpe antreten. Nach unzähligen Kehren erreichen sie einen ersten Aussichtspunkt, die ersten Sonnenstrahlen fallen durch das Tal und erwärmen die Grashänge auf der anderen Talseite sich befindenden Madonaalpe. Oben, über dem Talkessel thront der Misthaufen (2436 m) die höchste Erhebung. In kaltem Blau schimmern die Felsen des gesamten Massivs herüber. Man kann richtiggehend die Kälte spüren, die hier bald einziehen wird und eigenlich schon eingezogen ist und das Gadental monatelang in den Griff nehmen wird. „Eine fantastische Kulisse“, entkommt es Bertschler, der schon lange sein Fernglas gezückt hat und das Gebiet nach Tieren absucht, aber erfolglos. Nach ein paar Aufnahmen geht es weiter, den steilen Weg durch den lichten Wald hinauf. Bald danach treten sie durch die letzten Latschen auf das Alpgebiet der Diesener Alpe, und dann kommt auch schon die Sonne über die steilen Flanken. Ein unglaublicher Kontrast tut sich auf zum schattigen Talkessel unten. Alles erstrahlt hier plötzlich im Sonnenlicht und die herbstliche Wärme ist wohltuend. Geradezu grell erscheinen beiden die Umgebung nach so viel Schatten in den letzten Stunden. Gemsen springen oben an den Höhen umher. Schnell raus mit der Kamera. Gut genährt, wie sie sind, traut man ihnen diese unbändige Bewegung gar nicht zu. Danach ist eine kurze Pause angesagt, bevor es hoch zum Muttawangjoch geht. Hier am Fuße des Feuersteins befindet sich diese urige Alphütte – flach mit Steinen aus der Umgebung gebaut. Von hinten schützt sie ein Lawinenwall. Unzählige Lawinen donnern hier im Winter über die Schanze, vermuten beide. Während es hier nahezu windstill ist, ziehen in den höheren Luftschichten Wolkenfetzen zügig über die Berge. Nach einer halbstündigen Pause geht es weiter. Doch der Weg erweist bald als zu anstrengend und zu weit, um wieder pünktlich am frühen Abend unten im Tal zu sein. Die beiden entschließen sich auf die Nordausläufer des Feuersteins aufzusteigen. Bertschler hat dort eine Hütte mit dem Fernglas entdeckt. Weglos geht auf den Grashängen hinauf. Manchmal so steil, dass sie sich an den Grasbüschel hochziehen müssen. Bald kommen beide ordentlich zu schwitzen. Nur noch im Leibchen und Hemd kämpfen sich die beiden weiter. „Kapitän Planlos hat wieder ein Ziel ausgegeben und ich spinge hinterher wie ein dämliches Schaf“, entkommt es Bertschler. Nach kurzer Diskussion geht es weiter über die steilen unwegsamen Weiden. Mit der schweren Ausrüstung tropfen die Schweisstropfen, und für ein Ausblick auf die umliegende Bergwelt hat jetzt keiner mehr als über, geschweige in dem steilen Gelände die Kamera auszupacken. Nach letzter Kraftanstrengung schaffen die beiden gegen Mittag das heutige Endziel. Was für ein Ort. Eine einfache, uralte Unterstandshütte für das Weidevieh in einer teils Wind geschützten Schneise an der Nordflanke des Feuersteins, weit ab von Tourismuspfaden, hoch oben im Gadental. „Fantasitsch, schau dir diese Kulisse an“ entkommt es Thurnher, „. Bertschler muss sich erst erholen nach den Strapazen und befreit sich noch der Last des schweren Statives. Hier oben liegt bereits der erste Schnee, der selbst in der Sonne nur verzögert schmilzt. Wind streicht über den Kamm und lässt die langen dörren Gräser tanzen. Die Herbstsonne wärmt die Hänge jetzt richtig auf. Es ist ist angenehm warm, auch im Hemd lässt es sich aushalten. Faszinierend klar die Sicht an diesem 27. Oktober 2002. Ein grandioser Ausblick auf die umliegende Bergwelt. Schon der Anblick auf den nahen Feuerstein mit seinen bizarren Felszacken ist beeindruckend. Drüben, zwischen den hohen Bergen von Misthaufen und Klesenzahörner hat sich jetzt die weiter dahinter liegende Rote Wand mit ihrem Gletscher herausgehoben. Bertschler liegt auf dem Rücken und beobachtet mit senem Feldstecher dort einen Föhnsturm der den frischen Schnee über die Bergkuppen treibt. Ein unglaubliches Schauspiel, das sich dort unterhalt des Gipfels abspielt, dass auch Thurnher jetzt in seinem Kamerasucher sieht – aber halt nur schwarz-weiss mitverfolgen kann. Geradezu mächtig wirkt dieser, eigentlich kleine Gletscher der Nördlichen Kalkalpen, von hier aus durch Fernglas und Sucher. Bertschler sucht mach weiteren Motiven und fildet hoch oben am Feuerstein einen Adler kreisen. Auch ein paar Dohlen tauchen jetzt am Himmel auf. Ebenfalls bei genauer Betrachtung sieht man noch so manchen Käfer im Gras. Plötzlich ist hier oben Leben, nur die Murmeltiere sind vor längerer Zeit schon in den Winterschlaf gewechselt. Die beiden genießen nach den Strapazen des Aufstieges den frühen Nachmittag. Ein kurzes Nickerchen bringt Entspannung und neue Kraft. Bertschler fragt im Halbschlaf, wo sich wohl der Weber jetzt rumtreibt, ob er vielleicht auch unter einer Dorflinde liegt und schlummert? Gleichzeitig gleitet sein Operngucker die Felsen des Gadner- und Diesner Gschröfs ab und er versucht die Wasserhöhle zu finden, von der man ihnen bereits einiges erzählt hat. Nach einer intensiver Suche mit dem Glas, glaubt er sie entdeckt zu haben in Form einer dunklen Stelle mit Eisbedeckung. Aber mehr lässt sich nicht erblicken. Am mittleren Nachmittag geht der Weg für die beiden zurück ins Tal. zwei anstrengende Stunden Abstieg bis nach Rothenbrunnen stehen ihnen bevor mit der schweren Ausrüstung nochmal eine Herausforderung.

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Die Melancholie des Tales

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Die Gunst der Stunde

Nach tagelangen starken Schneefällen mit starkem Wind und großen Schneeverfrachtungen kommt es im Jänner 1954  im Großen Walsertal zu großen Lawinenabgängen. Die schlimmste Katastrophe ereignet sich in Blons.

Am Vormittag des 11. Jänner 1954 hält die mangelhafte Lawinenverbauung am Falvkopf über Blons dem Druck nicht mehr stand: Eine riesige Staublawine rast ins Tal. Die Schneemassen verschütten 82 Bewohner des Ortsteils Walkenbach. 34 von ihnen finden dabei den Tod. Am Abend desselben Tages löst sich auch am Mont Calv eine Lawine und begräbt 43 Menschen. Darunter befinden sich auch 15 Leidtragende, die am Vormittag aus der Falbkopf-Lawine gerettet wurden . Weitere 22 Personen sterben. Manche der Verschütteten müssen zum Teil schwer verletzt und eingeschlossen neben verstorbenen Familienmitgliedern  länger als zwei Tage auf ihre Rettung warten. Einige sterben, kurz  bevor die Rettungsmannschaften sie erreichen. Noch Monate später findet man Leichen in den Schneemassen und einige werden überhaupt nicht gefunden. 57 Menschenleben fordert das Lawinenunglück alleine in Blons, im Tal sind es 80 Opfer.


Vor dem Hintergund dieser tragischen Ereignisse willl das Filmteam eine Szene drehen, die an das Geschehen erinnert und ein wenig Dramatik beinhalten soll. Spielszenen sind wegen des großen Aufwandes aber nicht geplant. Zu Allerheiligen 2002 drehen Thurnher, Bertschler und Weber in und um die Kirche in Blons. Das Team wird auf ein altes leerstehendes Haus aufmerksam. Es wird in Erfahrung gebracht, dass es in den nächsten Wochen abgerissen werden wird, um Platz für das neue Gemeindezentrum zu schaffen. Um den Jahreswechsel vollzieht sich der Abbruch  und in den nächsten Wochen verschwindet das  Abbruchmaterial unter einer Schneeschicht, die in den nächsten Wochen immer dicker wird.
Durch den Abbruch entsteht eine Lücke im Ortsbild, die einen Blick auf das „Alte Blons“ werfen lässt. Die übriggebliebene Mauer vor der Kirche einnert zusätzlich an die Lawinenkatastrophe. Plötzlich ist die Möglichkeit geschaffen, dokumentarische Bilder mit relativ wenig Aufwand zu drehen, die stark an das Ereignis erinnern. Nur weitere Schneefälle  fehlen noch..

5 Tage später kommen die Schneefälle und das Team ist vor Ort. Zuerst wird vor der Kirche gedreht um dann vor das ehem. Haus zu wechseln. Während des Aufbaues kommt auch Eugen Dobler, der ehem Dorfleher und Chronist der das Unglück selbst erfahren hat und in einem umfangreichen Buch (Leusorg im Walsertal) die Geschichte niedergeschieben hat,  aus seinem Haus gegenüber der Dorfkirche und besucht das Team. Er bestätigt die treffende Stimmung die sich gegen Abend immer mehr abzeichnet und stark an das Ereignis erinnert. Dobler ist zu diesem Zeitpunkt bereits 93 Jahre alt, kann sich aber noch genau an die Ereignisse erinnern. Vor Drehbeginn hat er Thurnher ein Exemplar seines Buches geschenkt und freut sich, dass das Team die Szene jetzt umsetzt.

Nachdem Bertschler die Abbruchteile präpariert und Weber den Kran vorbereitet hat beginnen die Aufnahmen im frühen Abendlicht. Auch der  Schneefall verstärkt sich langsam. Es ist die Gunst der Stunde.

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Frühlingsgeschichte (noch offen)

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Sommer auf Garmil

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Operation ins Ungewisse

Am 4. September 2003 lassen sich Hanno Thurnher und Mike Bertschler mit 700 Kilogramm Filmausrüstung und Proviant für eineinhalb Tage im Lechquellengebirge auf 2436 m Seehöhe aussetzen, um in 30 Stunden aussergewöhnliche Aufnahmen zu drehen. Die Ergebnisse sind so außergewöhnlich, dass der Dreh im Jahre 2007 mit neuem HD-Equipment wiederholt wird.

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Expedition in das Wilde Loch

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Fotos: Walter de Meijer

Hoch oben im Gadental liegt eine von Legenden umwobene einsame Höhle – kein Weg und kein Pfad führt hinauf. Bereits zu Beginn der Dreharbeiten im Großen Walsertal war es Ziel, dort hinzugelangen, um Aufnahmen zu machen. Aber erst am allerletzten Drehtag und kurz vor dem Wintereinbruch gelingt es dieses Ziel mit der tatkräftigen Unterstützung von Beteiligten und viel Technik zu erreichen.

Am 29. November 2003 treffen sich mehrere Personen im Gasthaus Kreuz in Buchboden, um eine besondere Expedition zu unternehmen. Das Treffen trägt fast etwas Konspiratives in sich. Ein Kaffee, um letzte Dinge zu besprechen und dann soll es losgehen! Da kommt umgehend die Nachricht, dass das Unternehmen heute nicht stattfinden kann. Nach Festlegen eines Ersatztermins geht man auseinander um sich am 10. Dezember erneut: Heute soll nun endlich die Legenden umwobene Wasserhöhle „Wildes Loch“ begangen werden. Lothar Müller, Stiegenbauer aus Buchboden und Besitzer der Alpe Matona, hat sich bereit erklärt, die Expedition zu unterstützen und ist mit seinem Quad gekommen um die schwere Technik, sowie Mike Bertschler und Hanno Thurnher auf seine Alpe zu transportieren. Die anderen Akteure sind bereits vor 2 Stunden auf das Gebiet hochgestiegen. Erst führt der Weg auf der Fahrstraße nach Bad Rothenbrunnen. Dahinter wird der Weg steil und eng und führt über das Alpgebiet Gaden zum Ziel. Nach einer halben Stunde erreichen die drei die Alpe auf der Nord-Westseite des Gadentales, unterhalb der Wangspitze.

Der Hirte der Alpe Gaden, Roland Walter ist mit einem Bekannten bereits vor der Hütte. Ebenfalls dabei, der Journalist Walter de Meijer, ein alter Bekannter von Mike Bertschler. Er wird das Team fotografisch begleiten und einen Bericht über die Expedition schreiben. Man genießt die letzten Sonnenstrahlen und macht die letzten Vorbereitungen. Kurze Zeit später zieht die 5-köpfige Mannschaft im kalten Herbstschatten in Richtung Höhle. Wer den Weg hier nicht genau kennt, tut sich schwer und macht schnell Sonderaufgaben, verbunden mit unnötigen Kletterübungen. Der bereits gefallene Schnee macht es noch schwerer sich zu orientieren. Die Weglosigkeit macht das Diesener- und Gadner Gschröf einsam. Auch im Sommer ist das Gebiet (Seite 47 unten) kaum begangen. Das Ziel des Misthaufens in 2436 m Seehöhe peilen nur wenige an, da der Weg sehr weit und anstrengend ist. Im Winter und Frühjahr sind es ab und zu Tourengeher, denen man hier begegnet. Aber jetzt, am Ende des Herbstes ist das Gebiet völlig einsam.

Nach knapp 2 Stunden erreichen die fünf den Eingang der Höhle. Vor dem Eingang haben sich bereits lange Eiszapfen gebildet. Die Mannschaft wirft einen ersten, kurzen Blick in das Innere. Ein Staunen: Der gut 25 Meter lange See, der den Eingang zum Inneren der Höhle „versperrt“, ist so glatt und klar, dass Roland Walter Hanno Thurnher warnen muss, nicht ins ungetrübte Wasser zu treten. Smaragdgrün, glasklar ohne eine Bewegung reflektiert das Wasser! Gespenstisch ruhig, aber weit hinten in der Dunkelheit hört man Wasser über einen kleinen Wasserfall fließen. Im Tal und darüber hinaus hat die Höhle den Nimbus des Unheimlichen, des Mystischen. Es gibt weinig Information und es existieren kaum Fotos. Draußen wird gemunkelt, dass sich hier immer wieder Menschen auf der Flucht versteckt und in der Höhle gar gehaust haben sollen. Auch Deserteure aus dem Tal sollen sich hier während des 2. Weltkrieges aufgehalten haben. Belegt ist nichts, aber die Geschichten kursieren hartnäckig. Der Blick auf die gegenüberliegende Talseite mit den Siedlungen ist beeindruckend. Dort scheint noch die Sonne, während hier alles seit 2 Monaten tief im Schatten liegt. Im Spätherbst umgibt das Große Walsertal insgesamt die Aura der Verlassenheit.

Knapp 2 Stunden bliebt Zeit für die Aufnahmen, will man noch vor Einbruch der Dunkelheit die Zivilisation wieder erreichen. Das Equipment wird vorbereitet. Neben Kamera, Stativ, Kompendium, Filtern und weiterer Technik, hat das Team auch einen 650 Watt-Tageslichtscheinwerfer mit Vorschaltgerät und das notwenige Notstromaggregat mitgebracht, um die Höhle auszuleuchten zu können.  Auch eine Nebelmaschine ist dabei, um die richtige, mystische Stimmung erzeugen zu können. Das Aggregat springt gleich an, doch das Vorschaltgerät funktioniert nicht! “Das gibt es nicht, immer diese Pannen in entscheidenden Momenten“, Thurnher in völliger Ungeduld. Währenddessen wird das Schlauchboot, welches Roland Walter in der Nähe gut versteckt hat, aufgepumpt. Das Problem mit dem Vorschaltgerät ist schnell gelöst. Den Scheinwerfer auf das Stativ gesetzt, wird direkt am Höhleneingang positioniert. Dann zündet Mike Bertschler den Kolben und ganz langsam kommt das erste Licht in diese gottverlassene Welt auf 1647 m Seehöhe. Hanno Thurnher und der Begleiter sind bereits ins Boot gestiegen und gleiten langsam über das Wasser, begleitet durch sanfte Paddelstöße. Das Licht fällt erst schwach herein, während sich der Nebel gespenstisch über der Wasserfläche ausbreitet und alles umgarnt, Was für eine magische Stimmung! Mit dem Paddel streicht der Bootführer, ganz gefühlvoll das Paddel in das Wasser, als müsste er das monatelang ruhende Wasser, erst an die neuen Begebenheiten gewöhnen und führt das Schlauchboot bedächtig durch den länglichen, schmalen kleinen See. Thurnher´s Blick ist zum Eingang gerichtet, wo das Licht immer mehr an Kraft gewinnt. Was für ein Zauber - der leichte Wellengang im Gegenlicht, der sich immer stärker ausbreitende Nebel. Als wäre man im ersten Morgengrauen auf einem Fluss unterwegs. Oder als würde man durch die einzigartige Höhlenkirche St-Jean in Aubeterre gleiten. Doch schon bald ist die Magie vorbei, denn die beiden erreichen das Ende des kleinen Sees und Thurnher muss das Boot verlassen, um weiter ins Innere zu gelangen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Angekommen auf der anderen Seite, werden Stativ und Kamera aufgebaut. Der „Bootsführer“ fährt retour. Als erste Einstellung ist geplant, wie der Hirte mit seinem Begleiter in die Höhle einfahren und staunend über den See gleiten wird, Licht und Nebel sind jetzt optimal und das Boot fährt mit den beiden über den See. „Nochmal zurück“, ordnet Thurnher an. Das Stromaggregat muss weiter von der Höhle entfernt werden, da der O-Ton nicht zu verwenden ist, gleichzeitig ist das Lichtstativ sichtbar. Nach 10 Minuten Umbau ist es geschafft. Aber ganz ohne das Motorgeräusch geht es nicht, dazu ist die Verlängerung zu kurz. Auch die Nebelmaschine ist nicht geräuschlos. Aber dann gleitet das Schlauchboot endlich über die Wasserfläche. Perfekt gleich beim 1. Mal. Aber Thurnher will noch eine Sicherheitsaufnahme. Danach folgt der Umbau. Alles muss über das Wasser gebracht werden. In der Zwischenzeit wird die Szene ohne Licht und Nebel nochmals „gedreht“ um einen brauchbaren O-Ton zu erhalten. Nach einer halben Stunde ist alles startklar. Die Aufnahme gelingt schnell, noch ein kleiner Umbau um noch ein den Aufstieg der beiden bei idealem Gegenlicht zu zeigen und alles ist perfekt. Nach eineinhalb Stunden haben sie die gewünschten Bilder abgedreht und alles wird wieder „verschifft“, eingepackt und verstaut. Kurze Essenspause und ein Anstoßen auf den erfolgreichen Dreh. Das Schlauchboot kommt wieder ins Versteck und bald wird es wieder einsam um das „Wilde Loch“.

 

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Fotos: Walter de Meijer

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